13 oktober 2012

Ernst Didring und die schwedische Gesellschaft gegen 1900

Ernst Didring wurde am 18. Oktober 1868 in Stockholm als Sohn des Lithographen Anders Gustav Andersson und Juliana Maria Hellberg geboren und starb in der schwedischen Hauptstadt am 13. Oktober 1931 im Alter von 62 Jahren. Didring war seit 1899 mit der dänischen Künstlerin Jeanne Rye verheiratet.

Aus finanziellen Gründen musste Ernst Didring vorzeitig von der Schule abgehen und ab 1884 begann er als Schreiber bei der schwedischen Eisenbahn SJ (Statens Järnvägar), wo er im Laufe der Jahre zum Buchhalter aufstieg und langsam der Chefetage näher kam. Im Jahre 1914 gab er diese Tätigkeit jedoch ganz auf um sich der Schriftstellerei zu widmen.


Bereits 1889 hatte Ernst Didring begonnen Theaterstücke zu schreiben, wobei allerdings sein erstes Werk, Ahasverus, abgelehnt wurde. Auch seine nächsten Stücke wie Midnattssol im Jahre 1897 und Stigare-Mats im Jahre 1900 waren nicht unbedingt die größten Erfolge, aber die Stücke waren so einmalig, dass sie von der Kritik aufgenommen wurden und positiv bewertet wurden. Midnattssol war vermutlich das erste Theaterstück Schwedens, das den Kampf der Sami ums Überleben auf die Bühne brachte und Stigare Mats schilderte den Konflikt zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in den nordschwedischen Gruben.

Ernst Didring schreibt in den Folgejahren zahlreiche Dramen, die alle gemeinsam haben, dass sie die Warte des Arbeiters und des Ausgebeuteten beleuchten und eine Stärke zeigen, die auch die Arbeiterschicht ins Theater lockt. Der Autor hinterlässt mit diesen Dramen ein bedeutendes Stück schwedischer Geschichte.

Als Ernst Didring dann zwischen 1914 und 1919 seine Romantrilogie Malm veröffentlicht, bleibt er seinem Thema treu und wird damit der wichtigste Repräsentant der schwedischen Arbeiterliteratur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine Romane lassen den Leser das schwedische Leben von vor über 100 Jahren miterleben und man findet Hinweise, die zeigen, dass sich manches bis heute nicht wirklich geändert hat.

Als literarischen Höhepunkt Didrings kann man seine Trilogie Grålögan aus den Jahren 1925 bis 1927 betrachten, obwohl der Schriftsteller nach dem zweiten Weltkrieg nur noch wenige herausragende Werke schrieb und in gewisser Weise mit der Welt abgeschlossen hatte, deren Zukunft er nur noch schwarz sah. Mehrere seiner Werke waren auch abgelehnt worden, denn wer wollte schon ein Drama über Kriegsflüchtlinge sehen oder an den Ersten Weltkrieg mit der Hungersnot erinnert werden.

Grålögan erschien dann wie ein neuer Anfang Didrings, denn in dieser Trilogie schildert er das Leben auf den Stockholmer Schären mit einer beispiellosen Beobachtungsgabe. Der Schriftsteller schildert die dortigen Bewohner genau so wie sie sind, mit ihren täglichen Problemen, ihren Freuden und der Natur, die das tägliche Leben bestimmt. Manche Kritiker gehen bei dieser Trilogie so weit zu behaupten, dass es sich dabei um die besten drei Bücher handelt, die je über die Schären vor Stockholm geschrieben wurden.

Die Stärke des Schriftstellers Ernst Didring zeigt sich an den detailreichen Beschreibungen von Kleinigkeiten und seinem Einsatz für Menschlichkeit, die auf das Gefühl einer Zusammengehörigkeit baut. Für Didring ist es wichtig die sozialen Aspekte in seinen Romanen und Dramen einzubinden ohne zu übertreiben und damit die Wirklichkeit deutlich zu machen. Um den Leser oder den Besucher des Theaters zu fesseln, greift Ernst Didring auch zu ironischen Ansätzen, die jedoch die handelnden Personen persönlicher machen und das Geschehen nicht in einen schwarzen Hintergrund stellt.

Sein soziales Engagement zeigte Didring jedoch nicht nur in seinen Werken, sondern er engagierte sich während des Ersten Weltkriegs auch beim Roten Kreuz, wobei hier seine organisatorische Fähigkeit seine Bedeutung zeigte. Nach dem Ende des Weltkriegs bereiste Didring mit seiner Frau zwei Jahre lang Frankreich, Deutschland, Italien und die Schweiz, die sich alle in einem desolaten Zustand befanden und vermutlich die negative Einstellung des Autors noch verstärkten.

Nach der Trilogie Grålögan kam im Jahre 1929 erschien von Ernst Didring nur noch ein einziges Werk von größerer Bedeutung, das Theaterstück Vilddjuret, in dem der Zuschauer zurück nach Lappland kehrt. Das Drama zeigt eines der kritischsten Bilder Nordschwedens, wobei sich hier das Leiden des Nordens mit jenem des Schriftstellers kreuzt.

Copyright: Herbert Kårlin

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