28 november 2012

Carl Jonas Love Almqvist, ein Revolutionär zur falschen Zeit

Carl Jonas Love Almqvist wurde als Sohn des Militärkommissair Carl Gustaf Almquist und seiner Frau Birgitta Lovisa Gjörwell am 28. November 1793 in Stockholm geboren und starb am 26. September 1866 in Bremen, wobei seine Mutter allerdings nach sehr langer Krankheit bereits 1806 gestorben war, so dass vor allem der Großvater eine wichtige Rolle während der Jugend Almqvists einnahm.

Die Kindheit verbrachte Carl Jonas Love Almqvist vor allem in Roslagen, das später in zahlreichen Beschreibungen des Schriftstellers auftaucht und als starkes Heimweh nach Roslagen interpretiert wird. Der Großvater weckte beim jungen Almqvist auch die Wissbegierde und die Lust zu lesen und zu schreiben. Durch seine intensive Bildung wurde Almqvist bereits 1808, im Alter von nicht einmal fünfzehn Jahren, an der Universität Uppsala aufgenommen.


Ab 1814 war Carl Jonas Love Almqvist zeitweise Privatlehrer bei Johan Hisinger, 1815 promovierte er in Philosophie und zwischen 1816 und 1823 arbeitete er als königlicher Beamter in den Archiven. Im Jahre 1823 verließ Almqvist die Beamtenlaufbahn um sich auf sein landwirtschaftliches Gut im Värmland zurückzuziehen, das er im Geiste von Rousseau zu bewirtschaften begann. Nur ein Jahr später heiratete er dann Anna Maria Andersdotter Lundström, seine Jugendliebe, die er bereits seit 1812 kannte.

Die Landwirtschaft und das ideale Leben auf dem Lande scheiterten für Carl Jonas Love Almqvist bereits 1826, denn trotz mehrerer Nebentätigkeiten gelang es ihm nicht von seinem Einkommen zu leben. Die Alternative war daher nur zurück nach Stockholm zu gehen, wo er erst verschiedene Schreibarbeiten akzeptierte, bis ihm Freunde 1829 eine Stelle als Lehrer und Rektor in der Nya elementarskolan in Stockholm beschafften. Ab 1839 wurde Almqvist regelmäßiger Mitarbeiter des Aftonbladet, wo er sich auf ein Gefecht mit August Blanche einließ. Da Almqvist mit seinen Finanzen nie zurecht kam, wuchsen seine Schulden bei Wucherern. 1851 verließ der Schriftsteller dann Schweden in Richtung Amerika, ließ dabei eine Anklage gegen ihn wegen Vergiftung zurück und begann sein neues Leben mit falschem Namen und als Bigamist, da er in Amerika erneut heiratete ohne geschieden worden zu sein. Schweden war dem Autor daher für alle Zeit verschlossen. Die USA verließ Almqvist bereits 1865 wieder. Dieses Mal kam er mit falschem Namen nach Deutschland, wo er einsam und völlig unbekannt ein Jahr später starb.

Die literarische Aktivität begann bereits kurz nach dem Tod der Mutter im Jahre 1806, als Carl Jonas Love Almqvist die Odyssee bearbeitete und eine kürzere Abhandlung darüber schrieb. Das erste seiner Gedichte, Hektors levnad, wurde dann 1814 veröffentlicht, wobei sich der Autor hier vor allem an die Romantik anlehnte, auch wenn Almqvist von Beginn an von allen Seiten Eindrücke sammelte und einen sehr persönlichen Stil entwickelte.

Ab den 20er Jahren intensiviert sich dann die schriftstellerische Tätigkeit von Carl Jonas Love Almqvist, wobei sich der Autor an jeden Stil wagte und ebenso Lehrbücher schrieb wie Prosa oder Lyrik. Im Laufe seines Lebens verfasste Almqvist mehr Werke als der Buchmarkt jener Zeit aufnehmen konnte, so dass ein Teil seiner Werke nie erschien und es auch heute noch sehr schwierig ist jedes seiner Manuskripte chronologisch einzuordnen.

Das erste größere Werk von Carl Jonas Love Almqvist wurde 1822 der Roman Amorina, der allerdings erst 1839 erschien, da der Schriftsteller hier die offizielle Lehrmeinung des freien Willens angreift indem er behauptet, dass Anlagen geerbet werden können und die Kriminalität eine Krankheit der Seele sei. Ein Onkel Almqvists, der Bischof war, hatte die Herausgabe des Romans sogar grundsätzlich verboten.

Das Hauptwerk von Carl Jonas Love Almqvist, Törnrosens Bok, erschien dann zwischen 1832 und 1851 und besteht aus vierzehn Teilen. Der Roman ist die vermutlich ausführlichsten Kultur- und Sittengeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Romanform, da der Autor hier religiöse Linien und psychologische Gedanken in ausgezeichnete Naturbeschreibungen einbettet. Das Werk Törnrosens Bok erschien in zwei verschiedenen Auflagen, die sich gegenseitig ergänzen.

Das Schicksal der Person Carl Jonas Almqvist, sein geringer sozialer Stand und seine finanziellen Probleme beruhen indes auf seinem Roman Det går an, der auch zur Auseinandersetzung mit August Blanche führte. Mit Det går an legte Almqvist einen Roman vor, der etwa 100 Jahre zu früh kam und ihm, gerade wegen seinem fortschrittlichen Denken, den Hass der gesamten etablierten Männer-Gesellschaft einbrachte. In diesem Roman beschreibt Almqvist ein Liebesverhältnis, das keine Ehe fordert und wo die Frau zudem dem Manne in jedem Punkt gleichstellt ist.

Der Roman Det går an drückt Carl Jonas Love Almqvist, neben den Romanen Törnrosens Bok, am meisten aus, denn Almqvist forderte die politische Anerkennung der Arbeiterklasse, er forderte das allgemeine Wahlrecht, ein Unterrichtssystem, das zum Nachdenken der Schüler anregt, das Recht einer Frau einen ungeliebten Mann zu verlassen, eine gerechtere Behandlung der Strafgefangenen oder auch ein Ende der Judenverfolgungen. Kaum eine seiner Ideen und Forderungen wurde noch im Jahrhundert durchgeführt in dem er seine Bücher schrieb.

Carl Jonas Love Almqvist gilt als der produktivste Autor seiner Zeit mit einem extrem umfassenden Wissen und Meinungen, die dem konservativen Schweden weit vorauseilten. Kein Autor vor ihm hat so viel veröffentlicht und geschrieben und dabei ein so weites Spektrum eingenommen wie Almqvist, aber da er gegen den Strom der Gesellschaft schwamm, war er auch einer jener Schriftsteller, die am meisten verfolgt waren und als Verderber der Sitten und der Gesellschaft betrachtet wurden. Almqvist blieb in seinen Werken, die mit seiner Flucht nach Amerika fast vollständig beendet waren, dennoch positiv und schrieb noch 1947 die romantische Erzählung Syster och bror, en af Stockholms hemligheter.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar