1 november 2012

Louise Boije af Gennäs und die schwimmende Grenze

Louise Boije af Gennäs wurde am 1. November 1961 auf Östermalm in Stockholm geboren und wuchs mit einer Schwester in Bromma in gehobenem bürgerlichen Milieu auf. Louise besuchte die exklusive Privatschule Lundsbergs skola, wo sie die Hochschulreife im Bereich Gesellschaftswissenschaft mit den besten Noten abschloss.

Die Schriftstellerin studierte nach der Hochschulreife in den USA Literaturwissenschaft und Journalismus. Ihr Lebenslauf hat den Lücken bis im  Jahre 1991 ihr Buch Ta vad man vill ha erscheint, ein Roman, der oft als erster Oberklassenroman Stockholms bezeichnet wird und weniger wegen seiner Qualität überzeugt, sondern durch das flüssige Schreiben, das sie in den USA lernte und selbst bei Gefühlen jede Tiefe vermeidet, ein Stil, der bis zu dieser Zeit in Schweden kaum bekannt war. Überzeugend sind dabei vor allem die Stockholmschilderungen, die aus Zeitvertreib der Hauptfigur entstehen.


Wirklich aufmerksam wird man auf Louise Boije af Gennäs jedoch erst als sie 1996 das Buch Stjärnor utan svindel veröffentlicht, einen autobiografischen Roman, der ihr lesbisches Verhältnis zu Mian Lodalen, einer Leitfigur des schwedischen Feminismus, als Grundlage benutzt und der Schriftstellerin einen Kultstatus in den homosexuellen Kreisen Schwedens verleiht, auch wenn sie später erklärte nicht bisexuell zu sein, sondern sagt, dass sie sich nur ein einziges Mal in eine Frau verliebte. Mit 150.000 verkauften Exemplaren gelang Louise Boije af Gennäs jedoch mit Stjärnor utan svindel ein Bestseller.

Dieser Erfolg und die amerikanische Art des Vielschreibens verhilft der Autorin auch dazu mehrere Drehbücher für schwedische Fernseh-Serien schreiben zu dürfen, unter anderem zu den Soaps Rederiet und Nya Tider, die zu schwedischen Dallas-Serien werden und auch als solche gedacht waren.

Über zehn Jahre lang erscheint dann kein Roman mehr von Louise Boije af Gennäs, bis sie im Jahre 2010 den ersten Band einer Millenium Trilogie präsentiert. Der erste Band Högre än alla himlar wird, ebenso wie zwei Jahre später der zweite Band Blå korall, mit gemischten Gefühlen aufgenommen, denn die Schriftstellerin hält sich kaum an gewohnte Regeln und beschreibt die Geschichte von sechs Freunden, die nicht nur von persönlichen Ereignissen beeinflusst werden, sondern auch von Geschehnissen, die sich irgendwo auf der Welt ereignen. Mehr noch als die vorhergehenden Romane, dringt hier der amerikanische Stil und die amerikanische Ausbildung durch, der sich durch ein flüssiges Schreiben, eine klare Struktur und das Einbinden von Randereignissen auszeichnet, aber so manchen Leser davon abhält die sehr dicken Bücher überhaupt in die Hand zu nehmen.

Die Bücher von Louise Boije af Gennäs zeichnen sich dadurch aus, dass die Autorin alle Grenzen verschwimmen lässt und feministische Ideen neben politische Handlungen, das Rollenverhalten und eine Stadtbeschreibung setzt.

Louise Boije af Gennäs ist mit jeder Zeile, die sie schreibt, sie selbst, was man als positiv und negativ sehen kann, denn die Warte auf Stockholm und das Leben kommt bei ihr immer von der Oberschicht der Hauptstadt Schwedens. Die Schriftstellerin verzichtet bewusst über etwas zu schreiben, das sie nicht wirklich kennt und nicht fühlen kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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