3 november 2012

Magnus Stenbock und die Ansicht eines Grafen

Magnus Stenbock, oder richtiger gesagt Graf Magnus Stenbock, wurde am 28. September 1911 in Stockholm geboren und starb am 2. Mai 2007 in Sankt Anna im Östragötaland. Der Schriftsteller gehörte einem alten Adelsgeschlecht an, was sich auch in seiner Weltanschauung ausdrückte.  Stenbock, den man grundsätzlich mit seinem Adelstitel ansprechen musste, war der Sohn des Stiftbibliothekars in Linköping, Carl Magnus Stenbock, und dessen Frau Louise Mörner af Morlanda. Magnus Stenbock selbst, der sein Leben überwiegend auf dem Gut Herrborum verbrachte, war nie verheiratet.

Nach seiner Schulzeit in Linköping und Sigtuna studierte Magnus Stenbock an den Kunstschulen Gotfrid Larsson (Skulptur) und Edward Berggrens (Malerei). Im Gegensatz zu seinen Schriften stellte der Künstler seine Werke jedoch erst 1993 erstmals in Söderköping aus, zumal sich Magnus Stenbock auch mehr als Schriftsteller als als Künstler betrachtete.


Auch wenn sich Magnus Stenbock als Schriftsteller betrachtete, so wird seine Rolle innerhalb der Literaturgeschichte Schwedens kaum bemerkt, denn seine Leistung lag nicht im Schreiben, sondern am Inhalt, der eine längst vergangene Welt schildert, die an den Adelstand des 18. Jahrhunderts erinnert und damit mehr als rückblickendes Zeitdokument betrachtet werden muss.

Als Magnus Stenbock im Jahre 1961 erstmals das Buch Tankar och Synpunkter i några av tidens frågor veröffentlichte, erregte es Aufmerksamkeit, weil es bereits um diese Zeit eine so veraltete Gedankenwelt verteidigte und als Vorbild nahm, dass es unter allen anderen Produktionen auffallen musste, denn für den Autor war die Rolle der Frau nach wie vor auf Kind und Herd beschränkt und die einzige Abwechslung die Krankenpflege im Haus.

Als Vorbild für seine, in seinen Augen, moderne Ideenwelt, nahm Magnus Stenbock seinen Vorfahre, den Feldmarschall Magnus Stenbock, Albert Schweitzer und Dalai Lama, die er jedoch ausschließlich in ihrem konservativen Kontext betrachtete, wobei die Ideen dieser drei Personen jedoch in seine Gegenwart einflossen.

Da Literatur die gesamte Breite der Denkweisen einer Gesellschaft einnehmen soll, so ist das Buch von Magnus Stenbock so zu betrachten wie die ersten Bücher der Frauenbewegung oder der Arbeiterliteratur, denn der Graf war, wenn auch auf seine Weise, ein Revolutionär, was sich nicht nur in seinem „Basiswerk“ ausdrückt, sondern auch auf seinem Alltag auswirkte.

Magnus Stenbock vertrat eine Mischung aus vergangenem Adelsdenken und richtungsweisenden Ideen, denn während er nahezu forderte, dass seine Gäste mit einem Pferdewagen vorfahren, verbot er auf seinen Gütern jede Art von Fischfang, genehmigte auf den Gewässern nur Ruderboote oder Elektromotoren und zeigte sich als radikaler Tierschützer nach der altindischen Philosophie Ahimsa.

Den literarisch größten Erfolg hatte Magnus Stenbock mit seinen Theaterstücken Östgötarna und Onsdagsbröllopet, die in humoristischer Weise eine ideale, jedoch vergangene, Gesellschaftsordnung im historischen Aspekt spiegelten und als Publikumserfolge zu bewerten sind, auch wenn sie mittlerweile seit 60 Jahren nicht mehr aufgeführt werden.

Copyright: Herbert Kårlin

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