2 november 2012

Moa Martinson eine feministische Arbeiterschriftstellerin Schwedens

Moa Martinson, geborene Swartz, kam am 2. November 1890 in Vårdnäs bei Linköping als Tochter von Kristina Swartz und unbekanntem Vater zur Welt. Die ersten Jahre verbrachte Moa überwiegend bei der Großmutter und erst als Fünfjährige konnte das Mädchen zu ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Alfred Karlsson ziehen. Die Schriftstellerin starb am 5. August 1964 in Sorunda im Södermanland.

Bereits mit 16 arbeitete Moa Martinson auf der Kunst- und Industrieausstellung in Norrköping und noch im gleichen Jahr fand sie dann eine Ausbildungsstelle bei einem Restaurant in Stockholm. Nach ihrer Ausbildung arbeitete Moa dann mehrere Jahre als die jüngste Kaltmamsell des Landes überall in Schweden.


Mit 18 traf Moa Martinson den Arbeiter Karl Johan Leonard Johansson und ein Jahr später erwartete sie ihr erstes Kind, dem in kurzem Abstand vier weitere folgten, bevor das Paar sich dann 1922 verheiratete. Allerdings vertrank ihr Ehemann sehr oft seinen Lohn, so dass Moa Gemüse anbaute, fischte und Fallen stellte um die Familie zu ernähren. 1925 ertranken zwei der Söhne als sie im Eis einbrachen und 1928 beging ihr Ehemann Selbstmord. In dieser Zeit war Moa Martinson bereits politisch aktiv und in ihrem kleinen Häuschen, in das sie bereits 1910 gezogen war, fanden die Treffen der Gewerkschaftsbewegung statt.

Die literarische Karriere Moa Martinsons begann im Jahre 1922, als die Zeitung Arbetaren ihre ersten Beiträge veröffentlichte. 1927 begann Moa dann in der feministischen Zeitung Tidevarvet über die Situation der Arbeiterfrauen zu schreiben und 1933 erschien ihr Roman Kvinnor och äppelträd (Frauen und Apfelbäume), ein Buch, das zwar erst von mehreren Verlagen abgelehnt worden war, nach der Veröffentlichung jedoch bedeutendes Aufsehen erregte, da Moa Martinson beim Schreiben nicht zu literarischen Stilmitteln griff, sondern eine sachliche und offene Sprache wählte und selbst die Sexualität ansprach, was zu jener Zeit als Tabuthema in der Literatur galt. 

Den wahren Durchbruch hatte Moa Martinson dann mit der autobiografischen Trilogie über Mia, die aus den Büchern Mor gifter sig (Mutter verheiratet sich), Kyrkbröllop (Kirchenhochzeit) und Kungens rosor (Rosen des Königs) besteht. Diese drei Bände gelten geradezu als Kulturgeschichte Norrköpings zu Beginn des 20. Jahrhunderts, da Moa nicht nur ihre persönlichen Erlebnisse beschreibt, sondern auch einen Einblick in alle Ereignisse der Stadt zu dieser Epoche liefert.

Ein wichtiges und ständig wiederkommendes Thema bei Moa Martinson ist die Freundschaft unter Frauen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen, eine Voraussetzung für das gesellschaftliche Arbeitergefüge dieser Zeit, als männliche Arbeiter ihre Freizeit weniger zu Hause als vielmehr mit Freunden in der Kneipe verbrachten und den Lohn vertranken.

Während Moa Martinson sowohl als politische Führerin im lokalen Rahmen, als Frauenrechtlerin und auch als Schriftstellerin einen bedeutenden Erfolg aufweisen konnte, so hatte sie mit ihren Männern weniger Glück, denn auch die zweite Ehe, die sie mit Harry Martinson einging, dauerte gerade einmal elf Jahre, da Harry Martinson von einer Affäre zur nächsten schlitterte und wenig von einer stabilen Familie hielt. Der Schriftsteller Ivar Lo-Johansson, der zu beiden eine Freundschaft pflegte, schildert dieses Verhältnis in seinem Roman Tröskeln.

Das kleine Häuschen in Johannesdal, in dem Moa Martinson nahezu ihr gesamtes Leben verbrachte, wo sie ihre Werke schrieb und mit Harry Martinson lebte, ist noch heute im gleichen Zustand in dem Moa Martinson es bei ihrem Tod am 5. August 1964 verlassen hat. Allerdings ist das rote Häuschen mit seinem Obstgarten nicht als Museum eingerichtet und kann nur von außen betrachtet werden.

Moa Martinson ist die einzige Arbeiterschriftstellerin zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bietet daher einen einzigartigen Einblick in das Leben der Arbeiterfamilien von der Sicht einer Frau. Ohne die Frauenbewegung der 70er Jahre wäre Moa Martinson heute vermutlich vergessen, da man in der Literatur der letzten 100 Jahre immer nur Männer im Zentrum der Arbeiterbewegung sah und auch das Leben der Frau jener Zeit nur von Seiten der Männer geschildert wurde um ein einheitliches Bild zu schaffen in dem die Frau keine wichtige Rolle spielte.

Copyright: Herbert Kårlin

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