3 december 2012

Gunnel Beckman, vom Kriminalroman zum Kinderbuch

Gunnel Beckman, geborene Torulf, wurde am 16. April 1910 als Tochter des Beamten John Torulf und seiner Frau Villy Wiedesheim-Paul in Falköping geboren und starb ab 3. Dezember 2003 in Solna. Gunnel war seit 1933 mit dem Schriftsteller und Verleger Birger Beckman verheiratet, der jedoch bereits im Jahre 1984 starb.

Nach eigenen Angaben wuchs Gunnel Beckman in einer gut bürgerlichen Familie auf. Nachdem sie ihre Hochschulreife in Göteborg abgelegt hatte, studierte sie an der Universität Lund an der philosophischen Fakultät. Nach ihrem Studium begann sie als Journalistin bei der Göteborger Zeitung Morgonstjärnan zu arbeiten. 1943 zog das Ehepaar Beckman nach Stockholm und Gunnel Beckman entwickelte sich zur Hausfrau mit fünf Kindern, die freiberuflich immer wieder für die Presse, insbesondere aber für das Svenska Dagbladet arbeitete.


Wann Gunnel Beckman ihr erstes Buch veröffentlichte, ist bis heute etwas umstritten, da man im schwedischen Autorenlexikon lesen kann, dass im Jahre 1945 ihr Kriminalroman Mord i månadsgillet erschien und zwei Jahre später ein weiterer Krimi. Beckman erklärte jedoch immer, dass sie zwar an den beiden Kriminalromanen mitarbeitete, die Hauptarbeit und die Idee jedoch von ihrem Mann kamen.

Dies ist auch glaubwürdig, da Gunnel Beckman Ende der 50er Jahre einen eigenen Kriminalroman an den Verlag Bonniers geschickt hatte, der mit den Worten zurückkam, dass sie alle Leichen streichen soll und das Herumschleichen in den Büschen vergessen soll, denn dann könnte ihr Manuskript ein gutes Kinderbuch werden.

Gunnel Beckman schien sich einige Gedanken über die Kritik gemacht zu haben, arbeitete das Buch um und statt einem Kriminalroman erschien 1960 ihr erstes Jugendbuch mit dem Titel Medan katten var borta. Dieses erste Buch Beckmans, das noch zu viel Idylle beinhaltete, war kein Bestseller, ebenso wenig wie ihre folgenden fünf Jugendbücher, die von mehreren Kritikern noch als Lernprozess der Autorin betrachtet wurden.

Der Durchbruch als Jugendbuchautorin kam für Gunnel Beckman mit ihrem Werk Tillträde till festen (Ich, Annika : Erlebnisse u. Begegnungen einer jungen Schwedin) im Jahre 1969, einem Briefroman, der mit großem Erfolg auch in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Der Erfolg dieses Jugendbuches lag vor allem daran, dass die Autoren hier mit einem Tabu der Jugendbuchbranche brach und die Hauptfigur, ein 19-jähriger Teenager, davon informiert wird eine tödliche Krankheit haben, die ihr Leben vorn Grund auf verändern soll.

Durch diesen Erfolg blieb Gunnel Beckman bei Frauenthemen für Jugendliche in denen auch die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter eine bedeutende Rolle spielt. Mit Tre veckor över tiden behandelt sie 1974 die Angst der jungen Mia vor einer Schwangerschaft und noch im gleichen Jahr erscheint auch Våren då allting hände, ein Jugendbuch, das die Zeitdebatte Sex der 60er Jahre aufnimmt, vom akademischen Zukunftstraum und der Abtreibung handelt. Gunnel Beckman konnte bei diesen Büchern auf die die Erfahrungen mit ihren eigenen Töchtern und deren Freundinnen aufbauen und daher realistische Situation beschreiben bei den man nie wusste, ob sie Realität waren oder dem Reich der Phantasie entstammten.

Bei sämtlichen Büchern, die Gunnel Beckman nach Tillträde till festen schrieb, blieb sie bei Themen, die nicht nur die Jugend der 70er und 80er Jahre beschäftigte, sondern die auch heute noch aktuell sind, denn die Autorin behandelt in ihren Jugendbücher das Rollenverhalten, die Gewalt innerhalb einer Partnerschaft und das permanente Generationsproblem. Gerade weil die Schriftstellerin damit in der Zeitströmung blieb und den Umbruch der Gesellschaft auf eine leicht lesbare Weise dokumentierte, erregten mehrere ihrer Werke auch außerhalb Schwedens bedeutendes Aufsehen, wo man allerdings ihre sachlichen Beschreibungen manchmal mit sexueller Freizügigkeit und einem „sündigen“ Schweden verwechselte.

Auch wenn Gunnel Beckman eine hervorragende Jugendbuchautorin war und dies 23 Jahre lang mit teilweise aufsehenerregenden Büchern bewies, so strebte sie danach Bücher für Erwachsene zu schreiben, denn nicht nur ihr erster Kriminalroman wurde abgelehnt. Auch der Durchbruchsroman Med tillträde till festen wurde 1964 von der Autorin als Roman für ein erwachsenes Publikum geschrieben und vom Verlag abgelehnt. Erst die Umarbeitung als Jugendbuch brachte drei Jahre später den Erfolg.

Im Jahre 1992, fast zehn Jahre nach ihrem letzten Jugendbuch, veröffentlichte Gunnel Beckman mit På vandring i Falköping - nu och då ihr erstes Buch für Erwachsene, aber auch dieses Werk ist heute nahezu vergessen, da sich die Sprache der Schriftstellerin immer an Jugendliche richtete.

Copyright: Herbert Kårlin

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