16 december 2012

Henrik Menander, der Arbeiterdichter Skånes

Henrik Menander wurde am 12. Dezember 1853 als Sohn des Maurers Anders Henriksson und seiner Frau Ingår Nilsdotter in Fuglie in Skåne geboren und starb am 12. August 1917 nach längerer Krankheit in Malmö. Menander gehört zu den ersten Sozialdemokraten Schwedens und kann als der erste schwedische Arbeiterdichter betrachtet werden. Menander kam direkt aus der Arbeiterschicht und hatte keine höhere Bildung.

Wie in jener Zeit für Arbeiter üblich, begann Henrik Menander im Alter von 12 Jahren in einer Fabrik in Malmö zu arbeiten, sattelte jedoch bald darauf um und wurde Korkschneider. Bevor er dann im Jahre 1874 seine Gesellenprüfung ablegen konnte, zog er als Wanderbursche durch mehrere Länder um den Beruf wirklich gut kennenzulernen. In dieser Zeit veröffentlichte Menander auch einige Gedichte in der liberalen Malmöer Handels- och Sjöfartstidningen.


Vor allem während seines Aufenthalts in Frankreich hatte Henrik Menander nicht nur die Feinheiten seines Berufes kennengelernt, sondern er hatte durch enge Kontakte mit Arbeitern auch vieles über die Arbeiterbewegung Frankreichs erfahren. Diese Kenntnisse führten dazu, dass Menander bereits am 14. April 1884 den Arbetarklubben i Göteborg gründete, die erste sozialdemokratische Organisation Schwedens. Dieser Kampf für die Arbeiterschicht hatte allerdings zwei Seiten, denn einerseits wurde Menander von diesem Moment an ein Führer der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, zum anderen landete er aber bald auf der schwarzen Liste und damit in der Arbeitslosigkeit, da kein Unternehmer einen Arbeiterkämpfer in seinen Reihen haben wollte.

Dieses Problem und seine Kenntnisse als Vorreiter der Arbeiterbewegung Schwedens waren letztendlich auch dafür verantwortlich, dass sich Henrik Menander mehr und mehr dem Schreiben zuwandte. Bereits am August 1887 war er freiberuflich bei Arbetet tätig, neben seinen Aktivitäten als Vertrauensmann der neu gegründeten Svenska Korkarbetareförbundet (Gewerkschaft der Korkarbeiter), und 1891 wurde er hauptberuflich Journalist der Arbeiterzeitung Arbetet.

Ab 1894 schrieb Henrik Menander auch regelmäßig Gedichte für August Palms Zeitung Folkviljan. Seinen Ruf als Dichter hatte sich Menander bereits 1885 erworben als er vom Verein Föreningen for Socialismens Fremme den Auftrag erhalten hatte ein Lied für Arbeiter zu schreiben, das erstmals bei einem Ausflug gesungen werden sollte. Das Lied Arbetets söner blieb jedoch nicht unter kleinem Kreis, sondern wurde noch im gleichen Jahr von der Zeitschrift Social-Demokraten gedruckt und im ganzen Land als Flugblatt verteilt, so dass es in den 90er Jahren jeder Arbeiter Schwedens auswendig konnte und zu jedem bedeutenden Anlass gesungen wurde. Das Lied wurde mit der Melodie des Kinderliedes Vindarnas kör gesungen, das zu jener Zeit ebenfalls in ganz Schweden bekannt war und mit einem Text des renommierten Skalden Per Daniel Amadeus Atterbom veröffentlicht war. Allerdings dürfte der Akademiker wenig davon begeistert gewesen sein, dass ausgerechnet der Text Arbetets söner bekannter wurde als seine Poesie, der im romantischen Stil eines Mitglieds der Svenska Akademien geschrieben worden war.

Das bekannteste Werk von Henrik Menander ist allerdings keine reine Eigenschöpfung, sondern seine Übersetzung der französischen Internationalen, die bereits 1871 von Eugène Pottier geschrieben worden war und 1902, als Menander das Lied nach Schweden brachte, bereits in zahlreichen Ländern als der Kampfgesang der Arbeiter bekannt war. Das Lied wurde in Schweden am 1. Mai 1902 erstmals mit dem Text Menanders veröffentlicht und führte dazu, dass der Dichter für die beiden meist gesungenen Arbeiterlieder Schwedens verantwortlich ist.

Im Jahre 1902 gab Henrik Menander nahezu seine gesamte Arbeit in der Gewerkschaftsbewegung Schwedens auf um sich ganz dem Schreiben widmen zu können. Da die linken Gedichte und andere Werke um diese Zeit einen Dichter nicht ernähren konnten, blieb Menander bis 1915 Journalist bei Arbetet, musste dann jedoch wegen seinem schlechten Gesundheitszustand in die Rente gehen, was ihm jedoch eine regelmäßige Pensionszahlung garantierte.

Da zur Zeit als Henrik Menander noch kein offizieller Verlag Schwedens Arbeiterlitertur veröffentlichte, so sind die meisten der Werke Henrik Menanders heute verschollen, abegesehen vom Werk Socialistiska sånger och dikter, das Menander im Jahre 1915 in Malmö veröffentlicht hatte. Einige andere seiner Gedichte und Lieder wurden erst lange nach seinem Tode in Sammelwerken veröffentlicht, da Arbeiterliteratur in Schweden erst in den 20er Jahren tatsächlich an literarischem Einfluss gewann, als das Schicksal von Arbeitern auch von bürgerlichen Autoren verarbeitet wurden.

Copyright: Herbert Kårlin

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