28 december 2012

Katarina Taikon, die bekannteste Roma-Autorin Schwedens

Katarina Taikon (Katarina Taikon-Langhammer) wurde am 29. Juli 1932 als Tochter der Silberschmiede Johan Taikon und Agda Karlsson in Almby in einem Zelt bei Örebro geboren und starb nach 14 Jahren im Koma am 30. Dezember 1995 in Ytterhogdal in Härjedalen. Sie war in zweiter Ehe verheiratet mit Björn Langhammer.

Wie alle Roma-Kinder hatte Katarina Taikon eine sehr schwere Kindheit und Jugend, denn die Familie durfte sich an keinem Ort länger als drei Monate aufhalten bevor die Polizei sie zwang den Ort zu verlassen. Die Mutter starb sehr früh, was bedeutete, dass Taikon erst zu einer Pflegefamilie kam, die einen Zirkus betrieb und dann in einem Kinderheim bei Umeå untergebracht wurde bis der Vater das Mädchen, nach einer zweiten Ehe, sie dort abholte. Das Verhältnis zur Stiefmutter war extrem schwierig und mit 14 wurde Katarina ohne ihre Einwilligung verheiratet.


Auch wenn der Vater von Katarina Taikon die Bedeutung von Bildung verstand, so gab es kaum eine Chance, dass seine Kinder lesen und schreiben lernten, denn Roma waren in den Schulen Schwedens nicht willkommen. Immerhin erreichte es Johan Taikon, dass Katarina innerhalb von drei Wochen in der Schule in Frösön zumindest das Alphabet lernen konnte. Wirklich lesen und schreiben lernte Katarina Taikon erst 1958 als sie die Volkshochschule in Stockholm besuchte. Diese Kenntnisse legten die Basis für ihre spätere Arbeit als Schriftstellerin.

Als im Jahre 1963 Katarina Taikons erstes Buch Zigenerska erschien, eine persönliche Dokumentation über die Situation der Roma in Schweden und deren permanente Diskriminierung, schlug das Werk wie eine Bombe ein und spaltete die schwedische Gesellschaft. Das Buch traf einen Schwachpunkt der Gesellschaft und führte zu einer Auseinandersetzung zwischen Katarina Taikon und Ivar Lo-Johansson, der 1929 in einer Reisereportage die These vertrat, dass Roma weder in Häusern wohnen wollen noch aber eine Integration in die schwedische Gesellschaft anstreben.

Auf der anderen Seite machte das Buch Zigenerska Katarina Taikon über Nacht bekannt und sie wurde zur Sprecherin und Vorkämpferin der Bewegung der Roma Schwedens, die sich bis zu ihrem Unfall im Jahre 1982 für das Recht der Roma in Schweden einsetzte und forderte, dass Roma-Kindern eine Schulbildung garantiert werden muss und Roma als Teil der schwedischen Gesellschaft betrachtet werden müssen, die auch ein Recht auf eine Wohnung haben.

Auch wenn die dokumentarischen Bücher Katarina Taikons über die Situation der Roma einen sehr wichtigen Beitrag zum Recht der Roma liefern und einen Einblick in Probleme bieten über die man noch heute in Schweden kaum zu sprechen wagt, außer in kulturellem Rahmen, wurde Taikon in ganz Europa mit ihrer autobiographischen Kinderbuchserie über das Zigeunermädchen Katitzi bekannt, 13 Büchern, die zwischen 1969 und 1980 erschienen und eine sehr breite Schicht an Kindern als Leser anzog. Die Serie beginnt als Katitzi, die kleine Kati (Katarina), im Kinderheim bei Umeå lebt und schildert dann das Leben der schwedischen Roma mit den Augen der Schriftstellerin. 1979 wurden die Bücher über Katitzi auch für das schwedische Fernsehen verfilmt.

Trotz der Verbreitung der Bücher und des Kampfes von Katarina Taikon, sind die Vorurteile gegenüber der schwedischen Roma noch tief in manch schwedischer Seele verwurzelt, denn als die Silberschmiedin Rosa Taikon, die Schwester Katarinas, dem sehr konservativen Bonniers Verlag in Stockholm eine autobiographisches Manuskript anbot, so fand der Verlag zwar das Buch gut, aber wollte die beschriebenen Tatsachen über Roma immer noch nicht als Wahrheit betrachten, was an das Werk der Schwester aus dem Jahre 1970 erinnern lässt, das unter dem Titel Förlåt att vi stör veröffentlicht wurde.

Weniger bekannt ist die kurze Karriere von Katarina Taikon als Schauspielerin, denn 1948 spielte sie im Kurzfilm Uppbrott, den bis 1956 sechs weitere Rollen folgen sollten, unter anderem in Singoalla und Åsa-Nisse på semester. Der Beginn dieser Karriere als Schauspielerin war auch das Ende der ersten Ehe mit dem Mann mit dem sie zwangsweise verheiratet worden war und der sie permanent misshandelt hatte.

Die literarische Karriere von Katarina Taikon endete abrupt nach ihrem Unfall im Jahre 1982 bei dem sie einen Hirnschaden erlitt und ins Koma fiel. Vierzehn Jahre später starb die Schriftstellerin ohne das Bewusstsein je wieder erlangt zu haben.

Copyright: Herbert Kårlin

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