5 december 2012

Peter Pohl und das düstere Jugendbuch der Probleme

Peter Pohl wurde am 5. Dezember 1940 in Hamburg mit einem deutschen Vater und einer schwedischen Mutter geboren. Nachdem der Vater während des Zweiten Weltkriegs umkam, kehrte die Mutter mit ihrem Sohn im Jahre 1945, unmittelbar nach dem Krieg, zurück nach Schweden, so dass der Schriftsteller seine Kindheit und seine Jugend bereits in Schweden verbrachte.

Im Jahre 1947 begann Peter Pohl die Grundschule, von der aus er vier Jahre später in die Södra Latin wechselte, ein Gymnasium mit sehr guter Reputation in Stockholm, das er 1959 mit der Hochschulreife abschloss. Nachdem der Schriftsteller seine Wehrpflicht abgeleistet hatte, studierte er Physik und Mathematik. Ab 1963 arbeitete Pohl dann in der militärischen Forschungsanstalt, wechselte jedoch nach einigen Jahren als Forscher zur KTH (Kungliga Tekniska Högskolan). Nach seiner Disputation wurde er Lektor am Institut NADA. Pohl lebt heute mit seiner Familie in Tyresö, südlich von Stockholm.


Als Schriftsteller führt Peter Pohl, der nach wie vor hauptberuflich als Forscher arbeitet, ein doppeltes Leben, denn zum einen veröffentlichte er bereits mehrere Lehrbücher in numerischer Analyse und zum anderen konnte er sich seit 1985 auf dem schwedischen Jugendbuchmarkt behaupten und zählt zu den beliebtesten Jugendbuchautoren der Gegenwart.

Bevor Peter Pohl jedoch zum Schreiben kam, beschäftigte er sich relativ erfolgreich mit der Fotografie und dem Film. Als er jedoch feststellte, dass er in seinen Filmen nie so viel erzählen konnte wie er erzählen wollte, nahm er 1983 an der Schriftstellerwerkstatt des Literaturverbandes Ordfront teil, was Pohl darin bestätigte, dass das Wort und der Stil seine Ausdrucksweise waren. Der Schriftsteller nahm ein Manuskript, das er bereits in den 50er Jahren geschrieben hatte, bearbeitete es und 1985 erschien sein erstes Jugendbuch Janne, min vän (Jan, mein Freund), das im Folgejahr als eine der bedeutendsten Neuerscheinung unter den Jugendbüchern bezeichnet wurde und mit einem Buchpreis und der Nils Holgersson-Plakette belohnt wurde.

Heute hat Peter Pohl nicht nur rund 30 Jugendbücher veröffentlicht, sondern kann auch auf einen Augustpriset des Jahres 1992 zurückblicken, mit dem nur die besten Schriftststeller Schwedens ausgezeichnet werden. Ausgezeichnet wurde sein Werk Jag saknar dig, jag saknar dig! (Du fehlst mir, Du fehlst mir!), das, wie schon sein Erstlingswerk, in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Wenn Peter Pohl ein neues Buch beginnt, so denkt er, nach eigenen Aussagen, nicht an ein bestimmtes Publikum, auch wenn seine Werke in der Regel als Kinderbücher oder Jugendbücher angeboten werden. In seinen Augen sind einige davon eher Erwachsenenbücher, die eben von Jugendlichen gelesen werden. Für ihn ist der Inhalt wichtig und nicht die Zielgruppe, die ein Verleger oder Buchhändler vielleicht im Auge hat.

Auch zahlreiche Kritiker sehen die Bücher von Peter Pohl mehr als Erwachsenenliteratur, da seine Geschichten sich fast alle dadurch auszeichnen, dass sie von den Schattenseiten der Jugendlichen sprechen und der Autor das Leiden und die Sorge oft sehr ausführlich schildert, möglicherweise in Erinnerung an das Södra Latins sommerhem, eine Art Sommerkolonie, wo der Schriftsteller ab seinem 15. Lebensjahr Jugendleiter war und bis 1970 mit dieser Tätigkeit fortsetzte. In diesem Punkt unterscheiden sich Peter Pohls Bücher bedeutend von anderen Jugendbücher, denn seine Werke sind düster und geradezu ein Gegenstück von Astrid Lindgrens Emil, Kalle oder Pippi Långstrump.

Vermutlich will Peter Pohl mit seinem düsteren Stil die Leser daran erinnern, dass das Leben kein Märchen ist, sondern eine harte Realität, die man immer wieder konfrontieren muss. Als Heilmittel benutzt der Schriftsteller lediglich die Freundschaft, die in manchen seiner Bücher der einzige Lichtblick ist.

Einen Schlüssel zu seiner Denkweise liefert Peter Pohl mit seinem jüngsten Buch Allt kan vara anstötligt, wo er in 32 verschiedenen Texten Kinder und Jugendlich die Schule und die gegenwärtige Gesellschaft kritisch betrachten lässt und man zum Ergebnis kommt, das sich in den letzten 40 Jahren für die kommende Generation kaum etwas geändert hat. Allt kan vara anstötligt ist das vermutlich düsterste Buch des Autors, das jedoch jeder lesen sollte, der in irgendeiner Weise mit Kindern arbeitet.


Copyright: Herbert Kårlin

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