15 december 2012

Sven Delblanc und die Nachkriegsliteratur Schwedens

Sven Delblanc wurde am 26. Mai 1931 als Sohn des Landwirts Siegfrid Delblanc und seiner Frau Anna Nordfeldt in Swan River in kanadischen Manitoba geboren und starb am 15. Dezember 1992 in Sunnersta. Die Eltern waren 1928 nach Kanada ausgewandert, kehrten jedoch bereits während der Rezension im Jahre 1934 nach Schweden zurück. Bei der Rückkehr ließ sich die Familie in Vagnhärad im Södermanland nieder.

Als sich die Eltern von Sven Delblanc im Jahre 1942 scheiden ließen, kehrte der Vater nach Kanada zurück und der Schriftsteller zog mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern nach Södertälje. Seine Kindheit beschreibt Delblanc als sehr hart, da sein Vater ein eigensinniger Egoist war, was die Mutter mit ihrer übergroßen Liebe auszugleichen versuchte, eine Geschichte, die man in den autobiographischen Büchern des Autors nachlesen kann.


Nach der Hochschulreife und der Ableistung des Militärdienstes im Jahre 1952 zieht Sven Delblanc nach Uppsala wo er Literaturgeschichte und Geschichte studiert. Noch während des Studiums heiratet Delblanc Christina Ekegård und 1958, ein Jahr bevor er sein Lizenziat in Literaturgeschichte ablegt, beginnt er als Literaturkritiker für das Arbetarbladet zu arbeiten, eine Tätigkeit, die er bis 1964 fortsetzt um dann als Dozent für Literaturwissenschaft an der Universität Uppsala zu arbeiten.

Als Sven Delblanc im Jahre 1962 seinen ersten Roman Eremitkräftan veröffentlicht, wird dieser von der Kritik mit den höchsten Worten gelobt, so dass es auch nicht verwunderlich war, dass der Schriftsteller ein Jahr später mit seinem zweiten Bildungsroman Prästkappan (deutsch: Waldstein) bereits den Durchbruch in der literarischen Welt erreicht hatte und ein ausgereiftes Werk vorlegte.

Die Werke von Sven Delblanc, der heute als der bedeutendsten schwedische Schriftsteller der Nachkriegsepoche bezeichnet wird, schrieb im Grunde nur sehr pessimistisch angehauchte Bücher, ein Zug, der sich von seinem ersten Roman Eremitkräftan bis zu seinen autobiographischen Werken durchzieht und den Höhepunkt bei seinen drei Romanen Kastrater (1975), Speranza (1980) und Jerusalems natt (1983) am deutlichsten zum Ausdruck kommt, den drei Werken in denen er den Aspekt der Freiheit unter drei verschiedenen Warten beleuchtet, denn Kastrater behandelt die Freiheit in der Kunst, Speranza jene in der Politik und Jerusalems natt greift zur Religion. Obwohl Delblanc das Thema Freiheit bereits in seinem ersten Roman behandelte, so sollten es diese drei Bücher werden, die ihn in der ganzen Welt bekannt machten und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.

Aber so düster Sven Delblanc auch die Themen seiner Bücher behandelt, so stark brilliert er in der Anwendung der Sprache, der Wahl der Worte und der Stilistik, was leider nur wenige der Übersetzer zu übertragen verstanden haben und dadurch die Sprache nicht Delblanc, sondern dem Inhalt der Bücher angepasst haben, was dem Leser ein unvollständiges Erlebnis bietet.

Auch wenn Sven Delblanc heute vor allem als Schriftsteller bekannt ist, so hat er innerhalb von 30 Jahren nicht nur etwa 30 Romane veröffentlicht, sondern zusätzlich 15 Hörspiele geschrieben, zahlreiche Essays veröffentlicht und war all die Jahre über als Literaturkritiker tätig, was von einer extremen Energie des Schriftstellers zeugt.

Ende 1990 erfuhr Sven Delblanc, dass er unter einem sehr fortgeschrittenen Knochenkrebs litt und nur noch etwa ein Jahr zu leben hatte. Dieses letzte Jahr wurde für den Schriftsteller eines der fruchtbarsten Jahre, denn nun beendete er das autobiographische Werk Livets ax mit all den Aspekten, die er bisher nicht zu veröffentlicht gewagt hatte, er schrieb den Roman Agnar, die Fortsetzung von Livets ax, das jedoch erst posthum erschien, ebenso wie sein Fernsehspiel Hemresa, das ebenfalls in seinem letzten Lebensjahr entstand. Und er arbeitete an seinem persönlichstem Buch Slutord, das in 55 Tagesbuchnotizen die Zeit seiner Krankheit behandelt und seine persönliche Auseinandersetzung mit dem nahen Tod zeigt.

Den Zugang zu Sven Delblanc, der das Leben zwischen der Unterwerfung innerhalb eines autoritären Systems und einer destruktiven Freiheit sah und daher nur als Schatten gelebt werden kann, findet man vor allem in seinem Roman Livets ax aus dem Jahre 1991, das die früheste Kindheit des Schriftstellers darstellt und in der verfilmten Tetralogie Hedebyborna, die aus den Romanen Åminne, Stenfågel, Vinteride und Stadsporten besteht.

Copyright: Herbert Kårlin

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