20 december 2012

Ulla Trenter, zwischen Kriminalroman und Novelle

Ulla Trenter wurde am 18. Dezember 1936 als Tochter des Bürokaufmanns Lennart Anderson und dessen Frau Elisabet Kindgren in Stockholm geboren, war in erster Ehe mit dem Schriftsteller Stieg Trenter (starb 1967) verheiratet und in zweiter Ehe mit dem Kanzleichef Jan Palm (starb 1999) und lebt heute in Mariefred.

Wie viele Autoren der Gegenwart, so spricht Ulla Trenter wenig über ihre Kindheit, so dass ihre Biographie im Grunde erst mit ihrer Hochschulreife im Jahre 1956 beginnt, der sie eine Ausbildung als Übersetzerin für Italienisch anschloss. Zwischen 1959, einem Jahr vor der Ehe, bis zum Tod von Stieg Trenter half sie ihrem Mann bei seiner Tätigkeit als Schriftsteller, mit dem sie auch drei Kinder bekam. Welche Rolle sie bei dieser Zusammenarbeit ist bis heute nicht bekannt.


Die literarische Karriere von Ulla Trenter begann mit dem Tod ihres Mannes, denn sie beendete sein kaum begonnenes Buch Rosenkavaljeren, das bereits 1967 erschien. Das Buch wurde von der Kritik sehr positiv aufgenommen und als der Verlag des Ehemannes fragte, ob sie nicht weiterhin schreiben wolle, war der Grundstein für eine reiches literarisches Schaffen gelegt.

Allerdings stand Ulla Trenter bei dieser literarischen Erbschaft auch vor einem gewissen Problem, da sie zum einen die Novelle dem Kriminalroman vorzog, sich zum anderen aber auch entscheiden musste, ob sie die Personen aus den Kriminalromanen ihres Mannes übernehmen sollte, also an den Rosenkavaljeren anknüpfen sollte. Trenter entschied sich letztendlich die Hauptpersonen zu behalten, versuchte ihnen jedoch eigene Züge zu geben, fügte andere Personen hinzu und arbeitete daran einen Unterschied zwischen der gemeinsamen Arbeit mit ihrem ersten Mann und ihren eigenen Ideen auszudrücken, was sehr gut gelang und bis 1989 dazu führte, dass die Schriftstellerin jedes Jahr ein neues Buch veröffentlichte.

Neben ihrer literarischen Tätigkeit begann Ulla Trenter sich ab Mitte der 70er Jahre auch politisch zu betätigen und trat der Zentrumspartei bei, wobei ihr in diesem Bezug insbesondere kirchliche und kulturelle Fragen wichtig war, was man auch an ihren Werken und ihren anderen Aktivitäten ab dieser Zeit feststellen kann.

Ulla Trenter beginnt in dieser Epoche ein völlig neues Leben zu führen, singt im Chor, organisiert, gemeinsam mit Kerstin Matz, Schreibkurse zum Verfassen von Kriminalromanen, geht mit dem Vortrag Bibeln i deckaren - deckaren i Bibeln (Die Bibel im Kriminalroman - der Kriminalroman in der Bibel) auf Schweden-Tournee und übersetzt Werke des britischen Autoren Peter Tremayne und des Italieners Gianrico Carofiglio.

Indem es Ulla Trenter gelingt ihren Werken ihren sehr persönlichen Stempel zu geben, der zudem im zeitnahen politischen und religiösen Trend liegt, wird die Schriftstellerin sehr bald mit heutigen Legenden des schwedischen Kriminalromans verglichen und ihre Bücher liegen neben jenen von Maria Lang und Jan Mårtenson und prägen damit maßgeblich den Krimi der 70er und 80er Jahre.

Ab den 90er Jahren nimmt die literarische Aktivität von Ulla Trenter rapide ab, denn 1991 erscheint noch ihr Kriminalroman Sköna juweler, der 1999 von der Novellensammlung Lustmord gefolgt wird, die auch Novellen von Inger Jalakas enthält und 2006 kommt das bisher letzte Werk der Schriftstellerin, der Kinderkrimi Varför dör grannarna?. In dieser Zeit engagiert sich Ulla Trenter immer mehr politisch in Mariefred und Strängnäs, sowie in gemeinnützigen Organisationen wie Rädda Barnen und Zonta.

Auch wenn Ulla Trenter neben Kriminalromanen mit Büchern wie Stieg Trenters mat, Lustmord oder Mariefred Staden Slottet Omgivningar versucht den Bann des Kriminalromans zu brechen, so ist ist ihre Stärke und ihr Erfolg der Krimi, dessen Aufbau sie meisterhaft beherrscht.

Der eigene Stil mit politischen und religiösen Einflüssen erklärt auch die Aussage Ulla Trenters, dass sie der Nachwelt ein Bild Schwedens der 70er bis 90er Jahre hinterlassen will, also eine Art Kulturgeschichte schreiben wollte. Inwieweit sie dies mit Kriminalromanen erreichen kann, ist ungewiss, auch wenn sie zu jenen Schriftstellern gehört, deren Werke , zumindest teilweise, immer wieder neu aufgelegt werden und daher nicht als simple Konsumkrimis betrachtet werden können.

Ulla Trenter ist Mitglied der Föreningen Kriminalförfattare i Stockholm und Mitglied der Svenska Deckarakademien.

Copyright: Herbert Kårlin

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