31 januari 2013

Lars Forssell und die Nachkriegsliteratur Schwedens

Lars Forssell wurde am 14. Januar 1928 als Sohn des Stadtarchivars Arne Forssell und dessen Frau Lisa Falke in Stockholm geboren und starb am 26. Juli 2007 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Forssell war ab dem 16. Mai 1951 bis zu seinem Tode mit Kerstin Hane verheiratet.

Seine Kindheit und seine Jugend verbrachte Lars Forssell in Stockholm, wo er auch in die Kungsholms Volksschule ging, die die Kinder wegen ihrer hohen Anzahl in zwei Schichten besuchten. Nach seiner Hochschulreife ging Forssell in die USA, wo er Soziologie studierte. 1948 schloss er seine Studien in Illinois mit dem Bachelor of Arts ab, kehrte dann nach Schweden zurück und schrieb sich an der Universität Uppsala in der philosophischen Fakultät ein, ein Studium, das der Schriftsteller 1952 beendete.


Noch 1949 begann Lars Forssell neben seinem Studium auch als Dichter zu arbeiten und veröffentlichte seinen ersten Gedichtband Ryttaren. Die einzelnen Werke waren allerdings alle noch im Gedanken der symbolhaften Dichtung der 40er Jahre geschrieben, wobei man auch den Einfluss von Erik Lindegren deutlich spürt. Erst in seinen nächsten lyrischen Werk Narren von 1952 und und dem Essay Chaplin von 1953 sind diese Einflüsse verblasst und man entdeckt einen Poeten und Schriftsteller, der nicht nur einen eigenen Stil entwickelt hat, sondern auch eine neue Ära in der schwedischen Lyrik einleitet.

Nachdem Lars Forssell 1952 sein Studium in Uppsala erfolgreich abgeschlossen hatte, widmete er sich vollständig dem Schreiben, was natürlich bedeutet, dass er nicht nur literarisch aktiv wird, sondern auch als Journalist für Utsikt, BLM, Expressen und Dagens Nyheter in den Kulturredaktionen tätig wird und beginnt Texte für das Kabarett und populäre Lieder zu schreiben.

Ab Ende der 50er Jahre läuft die Karriere von Lars Forssell zweigleisig, denn beim schwedischen Volk wird er mit seinen Volksweisen, Liedern und Revuetexten bekannt, in der literarischen Welt gewinnt er vor allem mit seinen Gedichten Anerkennung, obwohl Forssell auch Essays, Prosa, Theaterstücke und Kinderbücher schreibt. In den 70er Jahren schreibt der Schriftsteller neben seinen literarischen Texten auch zahlreiche Schlagertexte, unter anderem für Lill-Babs.

Heute bezeichnet man Lars Forssell als den ersten Dichter Schwedens, der zum einen die Nachkriegslyrik schuf, zum anderen aber auch mit der Tradition brach, die davon ausging, dass Lyrik etwas Göttliches sein muss und durch Inspiration entsteht. Für Forssell war Poesie auf allen Niveaus möglich, da Poesie die Sprache des Herzens ist, aber jedes Herz auch eine andere Sprache benutzt. Sehr oft bezog sich der Lyriker hierbei auch auf Evert Taube, der die Lyrik des Volkes zu nutzen wusste.

Auch in den 60er Jahren bleibt Lars Forssell Schriftsteller und Schreiber von Schlagertexten, wobei er sich jedoch in dieser Epoche auch politisch engagiert und sich, unter anderem, für die Dritte Welt einsetzt. Ein deutlicher Ausdruck davon sind die beiden Gedichtbände Ändå von 1968 und Oktoberdikter von 1971, die sehr deutlich den modernen Trend jener Zeit ausdrücken und literarisch einen neuen Weg zeigen.

Seine große Leistung der 60er und 70er Jahre waren jedoch nicht seine Gedichte, da Lyrik immer nur eine kleine Schickt der Bevölkerung ansprechen kann. Lars Forssell, der auch als Übersetzer arbeitete und die kulturelle Bewegung Frankreichs sehr gut verfolgte, brachte in diesen Jahren die gesamte Kultur Frankreichs, einer sehr bewegten Epoche des vorigen Jahrhunderts, nach Schweden, das französische Kabarett, das französische Chanson und die Texte von Boris Vian, Léo Ferré, Jacques Brel und Georges Brassens, die bis dahin nahezu unbekannt in Schweden waren.

Auf Grund seiner Gedichte wurde Lars Forssell im Jahre 1971 in die Svenska Akademien gewählt, wo er nach Sigfrid Siwertz auf dem Stuhl Nummer 4 Platz nahm. Forssell war damit eines der längsten Mitglieder der Akademie, auch wenn er die letzten Jahre aus Krankheitsgründen nur noch wenig an den Aktivitäten der Organisation teilnehmen konnte. Im Jahre 1999 bestellte das schwedische Parlament eine Kantate des Lyrikes, was in der Tat sehr selten ist und einer Ernennung des Dichters als Nationalpoet nahe kommt.

Von den 70er Jahren bis zu seinem Tod entwickelte sich Lars Forssell zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, der weiterhin in seinem gesamten Spektrum wirkte, denn er schrieb weiterhin Gedichte, einige Weisen, eine große Anzahl an Hörspielen und Theaterstücken, Opern, Essaysammlungen und veröffentlichte zahlreiche Artikel in den verschiedenen Medien Schwedens. Der letzte Gedichtband des Autors wurde im Jahre 2000 das Werk Förtroenden. Trotz seiner Bedeutung in der schwedischen Literaturgeschichte der jüngsten Epoche, wird der Schriftsteller bis heute nahezu als Randfigur behandelt.

Copyright: Herbert Kårlin

30 januari 2013

Erik Lindorm, ein Anarchist wird zum Schriftsteller

Erik Lindorm wurde am 20. Juli 1889 als Sohn des Lagermeisters im Weinhandel Gustaf Jonsson und dessen Frau Edla Maria Berglund in Stockholm geboren und starb am 30. Januar 1941 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Lindorm war seit August 1910 mit Elin Marta Magdalena Berg verheiratet.

Seine Kindheit in kleinbürgerlichem Milieu verbrachte Erik Lindorm in Stockholm, in Gävle und Blekemåsa in Skåne, da sein Vater beruflich viel unterwegs war. Die Realschule besuchte besuchte Lindorm auf Norrmalm in Stockholm. Schwierigkeiten mit seinem Vater verursachten jedoch, dass Lindorm sein Elternhaus bereits 1904, im Alter von 15 Jahren, endgültig verließ um sich selbst zu versorgen.


Ab 1904 versorgte sich Erik Lindorm durch Schreiben, wobei er im ersten Jahr vor allem im Journalismus arbeitete, ab 1905 jedoch beim neu gegründeten Såningsmannen begann, wo er außer kleineren journalistischen Artikeln vor allem auch Gedichte und längere Sagen schrieb und bei dieser Gelegenheit auch den Namen Jonsson in das Pseudonym Lindorm benannte, einer Straße an der er als Kind längere Zeit gewohnt hatte. Im Jahre 1916 ließ er dann diesen Namen auch offiziell als seinen Familiennamen eintragen.

Sehr früh kam Erik Lindorm in Kontakt mit der schwedischen Arbeiterbewegung, die um diese Zeit mehr und mehr Fuß in Schweden fasste und ab 1906 schrieb er für die humoristische Zeitschrift Karbasen, dann für den Social-Demokraten und ab 1907 für das jungsozialistische Organ Brand. Vor allem in Brand zeigte sich Lindorm als Freidenker und Atheist, der im Kampf mit der bürgerlichen Gesellschaft, der Kirche und selbst der bereits etablierten Schicht der Sozialdemokraten war. In dieser Zeit tauchte ein weiteres Pseudonym des Journalisten und Schriftsteller auf, nämlich Erik Väderhatt, einen Namen, der er später wieder ablegte.

Da sich Erik Lindorm in keine rein parteisozialistische Richtung kritiklos eingliedern wollte, musste er 1911 Brand verlassen, um jedoch bereits ein Jahr später, gemeinsam mit dem Zeichner Ivar Starkenberg, eine eigene Zeitschrift unter dem Titel Naggen auf den Markt zu bringen, die bei sporadischer Erscheinungsweise bis 1922 veröffentlicht wurde und dem deutschen Simplicissimus nachempfunden war und während des ersten Weltkriegs das bekannteste Satireblatt Schwedens wurde.

Neben seinen Veröffentlichungen in den verschiedensten linken Medien Schwedens war 1908 auch der erste Gedichtband von Erik Lindorm erschienen, der den Titel Bubblor från botten hatte und eigentlich nahezu unbemerkt blieb. Erst seine Gedichtsammlung Tal till mitt hjärta aus dem Jahre 1912 wurde dann von Kritikern und Lesern entdeckt, was wegen dem Erfolg des Bandes auch dazu führt, dass sich der Verlag Bonniers um den Autor zu kümmern begann und ab diesem Band zu seinem Verleger wurde. Zahlreiche Gedichte dieses Bandes sprechen bereits von der Kürze des Lebens und zeigen, dass dem Autor die Zeit davonzurennen scheint.

Erik Lindorm teilt ab dieser Epoche seine Zeit zwischen der Arbeit eines Journalisten, eines Poeten und eines Schriftsteller, wobei er ab 1924 in der Tageszeitung SvD (Svenska Dagbladet) vor allem zu aktuellen Ereignissen Stellung nimmt und ab 1929 im Vecko-journalen als sehr konservativer Theaterkritiker Einfluss auf den Geschmack der Leser zu nehmen versucht. Dies muss man auch im Zusammenhang damit sehen, dass Lindorm in den 20er und Anfang der 30er Jahre selbst Theaterstücke wie Moloch, Rötmånad, Röda Dagen oder Domaredansen schrieb, die jedoch keinen größeren Einfluss auf die Dramaturgie Schwedens ausübte.

In den 30er Jahren entwickelte Erik Lindorm eine für Schweden völlig neue Art des Buches, den sogenannten Bokfilmen. Der Schriftsteller und Journalist verband hier verschiedenste Zeitungsartikel mit Bildern um eine Chronik der Gegenwart zu schaffen. Die vielleicht bedeutendsten Werke dieser Reihe waren die Bücher zum 75. Jahrestag von Gustav V., jenes über Selma Lagerlöf und das Buch über Oscar II.

Seine sehr umfassende publizistische Aktivität ergänzte Erik Lindorm mit der Herausgabe von Anthologien, Übersetzungen und weiterhin als Theaterkritiken, was ihm zu einem sehr gutem Einkommen verhalf, aber den Niedergang des Schriftstellers nicht verhindern konnte, denn mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, der auch in Schweden sehr bedeutend war, gab er die Abstinenz auf und griff zum Alkohol. Lindorm sah seine Ideen der Freiheit mit der nationalistischen Bewegung verschwinden und bemerkte kaum, dass mit seiner depressiven Stimmung und dem Alkohol auch das Familienleben sehr stark auf die Probe gestellt wurde. Die politische Entwicklung und seine Ängste drückte Lindorm am deutlichsten mit seinem Gedichtband Dikter aus, das Bonniers im Jahr seines Todes veröffentlichte.

Copyright: Herbert Kårlin

29 januari 2013

Emanuel Swedenborg, der große Mystiker Schwedens

Emanuel Swedenborg wurde am 29. Januar 1688 als Sohn der Regementpriesters und späteren Bischofs Jesper Swedberg und dessen Frau Sara Behm in Stockholm geboren und starb am 29. März 1772 in London. Auch wenn Swedenborg sehr viel über die Ehe schrieb, so war er selbst nie verheiratet und nur ein einziges Mal verlobt.

Da der Vater von Emanuel Swedenborg die Meinung der Pietisten vertrat, wuchs der Junge in einer extrem religiösen Familie auf und wurde bereits als Kind auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Bereits mit elf Jahren begann Swedenborg an der Universität in Uppsala Medizin, Astronomie, Mathematik, Naturwissenschaft, Latein und Griechisch zu studieren. Schon in dieser Zeit war der Wissenschaftler und Schriftsteller stark von René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz und Nicolas Malebranche beeinflusst.


Im Jahre 1710, im Alter von gerade einmal 22 Jahren beendete Emanuel Swedenborg seine wissenschaftlichen Studien in Uppsala und besuchte, wie in jener Epoche üblich, erst einmal Deutschland, Frankreich und die Niederlande, bevor er sich für vier Jahre in London niederließ, der Hochburg des freien philosophischen Denkens des 18. Jahrhunderts.

Als Emanuel Swedenborg 1715 nach Schweden zurückkehrte, so war für es für ihn selbstverständlich eine naturwissenschaftliche Karriere zu beginnen und er arbeitete, anfangs unter Christopher Polhem, als Erfinder und Ingenieur in ganz Schweden. Bereits 1716 hatte ihn der König auch zum Assessor im Bergskollegium ernannt.

Aus den verschiedenen Aufzeichnung ist bekannt, dass Emanuel Swedenborg bereits während der Studienzeit Gedichte schrieb, die jedoch nicht überliefert wurden. Von 1716 bis 1718 publizierte er dann die wissenschaftliche Zeitschrift Daedalus Hyperboreus, die sich fast ausschließlich neuen Erfindungen widmete und mehr ein Lexikon darstellte als tatsächlich eine wissenschaftliche Zeitschrift.

Ab den 30er Jahren änderten sich dann plötzlich die Interessen von Emanuel Swedenborg und der Wissenschaftler verwandelte sich mehr in einen Philosophen, der an der Theorie arbeitete, die die Verbindung zwischen Materie und Geist erklären sollte. 1737 veröffentlichte Swedenborg in Leipzig dann drei Bände mit dem Titel Opera philosophica et mineralis, die ihn zwar nicht wegen seiner philosophischen Theorien weltweit bekannt machten, sondern weil er in einem Kapitel über Schmelzanalysen von Eisen und Kupfer schreibt.

Im gleichen Jahr erschien auch Emanuel Swedenborgs philosophisches Werk Infinito in dem er den Zusammenhang zwischen der geistigen Welt und der Unendlichkeit definiert. Dieses Werk kann als das erste seiner mystischen Epoche betrachtet werden und zeigt sehr deutlich den Weg, den der Philosoph begonnen hatte, wobei seine Theorie entgegen der religiösen Auffassung dieser Epoche liefen, was ihm wiederum später eine Anklage wegen Ketzerei einbrachte.

Im Jahre 1743 ließ sich Emanuel Swedenborg beurlauben um auf einer Forschungsreise Material für sein Werk Regnum animale zu sammeln, einem Thema, über das bis dahin niemand in Schweden gearbeitet hatte und das die Seele vom anatomischen Aspekt aus beschreiben sollte. Diese Reise wurde von der sogenannten Krise Swedenborgs begleitet, von Träumen und Visionen des Philosophen, die später im Drömboken festgehalten wurden.

Schwedenborg gab nach den Visionen das Buchprojekt Regnum animale auf und begann ein Buch über die Liebe zu Gott zu schreiben, das den Titel De cultu et amore dei erhielt. Da Swedenborgs Visionen jedoch fortsetzen und er im Traum auf Gott traf, der ihn auserwählt hatte die tatsächliche Meinung der Bibel zu erklären, so wurde auch dieses Werk nicht beendet und in unvollständiger Form in London veröffentlicht.

Ab 1745 versicherte Emanuel Swedenborg dann, dass ihm Gott die Gabe gegeben hatte ohne Probleme Himmel und Hölle besuchen zu können und mit Engeln und Teufeln reden zu können. Gerade aus diesem Grund wurden die letzten 28 Jahre Swedenborgs die schriftstellerisch wichtigsten Jahre. In dieser Epoche schrieb er 28 theologische Werke, die er jedoch weder in die Theologie noch die Philosophie einordnen wollte, da sie sein persönliches Erlebnis waren. Das bedeutendste und am häufigsten gelesene Buch dieser Zeit ist Himmel och Helvete aus dem Jahre 1758.

Die theologischen Schriften von Emanuel Swedenborg machen bis heute Swedenborg unsterblich, auch wenn die Meinung über ihn bereits um diese Zeit weit auseinandergingen, denn während Johan Henric Kellgren ihn für einen Spinner hielt, fand er sowohl in Schweden als auch in England Anhänger, die aus seinen Meinungen geradezu eine Religion machten und ihn als Propheten betrachteten. Auch später nahmen ihn Schriftsteller wie August Strindberg, Carl Jonas Love Almqvist, Charles Baudelaire, Carl Jung oder William Blake sehr ernst und wurden maßgeblich von diesem Visionär und Mystiker beeinflusst.

Da Emanuel Swedenborg alle seine Werke in Latein schrieb und dabei einen sehr eigenen literarischen Stil verwendete, ist es heute sehr schwierig einen Zugang zu Swedenborg über die Originalversionen zu erhalten und muss sich auf Übersetzungen stützen. Seine Neufassung der Bibel war allerdings bereits damals für die gelehrte Schicht Schwedens und Englands nahezu unverständlich, so dass nahezu jede Deutung möglich wurde.

Obwohl Emanuel Swedenborg mittlerweile bereits über 250 Jahre lang tot ist, führt die Diskussion über den Autor und die Deutung seiner Werke bis heute fort und macht den Philosophen zu einem der meist diskutierten Schriftsteller Schwedens.

Copyright: Herbert Kårlin

28 januari 2013

Sven Christer Swahn, von der Lyrik bis Science Fiction

Sven Christer Swahn wurde am 3. August 1933 als Sohn des Lehrers Sven-Öjvind Swahn in Karlskrona geboren und starb am 15. Januar 2005. Swahn war mit seiner Studienkollegin Sigbrit verheiratet. Der Schriftsteller Jan Henrik Swahn ist der gemeinsame Sohn des Ehepaares.

Seine Kindheit verbrachte Sven Christer Swahn in Karlskrona, wo er auch zur Grundschule ging bevor er seine Hochschulreife in Landskrona ablegte. Der Vater war zwar Volksschullehrer, betrieb aber lokale Forschung über Blekinge und arbeitete regelmäßig an der Blekinge läns tidningen mit.  Dass der Vater seine Faszination fürs Schreiben an die Kinder vermitteln konnte, zeigt sich darin, dass nicht nur Sven Christer zur Schreibmaschine griff, sondern auch seine beiden Brüder Bo Swahn und Jan-Öjvind Swahn zur Schriftstellerei fanden.


Nach der Hochschulreife studierte Sven Christer Swahn ab 1952 Literaturwisschenschaft in Lund, wo er 1971 auch seinen Doktor in diesem Fachbereich machte. Seine literarische Aktivität begann der Schriftsteller noch während seines Studiums, wobei er zu Beginn, wie die meisten schwedischen Autoren dieser Zeit, mit Lyrik begann. Im Jahre 1956 erschien Eftermiddagens nycklar und ein Jahr später Genom många portar. Auch wenn es sich bei beiden Werken um sehr bescheidene Sammlungen handelt, denn sein erstes lyrisches Werk umfasste nur 16 Seiten und sein zweites dann 60 Seiten, so erregten sie Aufmerksamkeit und repräsentieren die schwedische Dichtkunst der 50er Jahre.

Nach seinem Studium wurde Sven Christer Swahn sehr bald Lektor für die schwedische Sprache an der Universität in Kopenhagen, wo er sechs Jahre lang blieb bevor er als Professor an die Universität Lund zurückkehrte. In der Zwischenzeit hatte Swahn jedoch nicht nur weiter an lyrischen Werken gearbeitet, sondern hatte auch das Jugendbuch Indianresan, das Kinderbuch Hundekattleken, die Novellensammlung 13 historier om spöken och annat, den Roman Bäste bror und andere Werke veröffentlicht.

Aber gerade diese Vielfältigkeit von Sven Christer Swahn verhinderte bisher, dass er in die „offizielle“ Literaturgeschichte Schwedens einging, denn die literarische Wissenschaft kann ihn nirgends einordnen, findet keine klare Linie und seine über 60 veröffentlichen Bücher zeigen nicht alle die gleiche Stärke, nicht die gleiche Einzigartigkeit eines Schriftstellers. Aber auch Literaturwissenschaftler und Kritiker in Schweden wollen auf ein mathematisches System zurückgreifen und nicht bei jedem Werk eine neue Überlegung über einen Schriftsteller anstellen. Da Swahn selbst Literaturwissenschaftler war, muss man sich die Frage stellen, ob ihm die ihm gebührende Anerkennung nicht wichtig nahm oder ob er sich über das herrschende System innerhalb der schwedischen Literatur hinwegsetzen wollte.

Der Schriftsteller machte es weder seinem Leserkreis, noch den Kritikern sehr leicht, denn zurück in Schweden begann Sven Christer Swahn, der sich auch einen Namen als Übersetzer von William Shakespeare, John Keats und Emily Dickinson gemacht hat und als Literaturkritiker beim Sydsvenska Dagbladet arbeitete, Essays zu schreiben, an Theaterstücken zu arbeiten, Hörspiele wie Kaspar Hausers fjärde dröm zu schreiben, zwei Psalmen zu veröffentlichen und auch noch im Science Fiction Bereich die ersten Bücher zu veröffentlichen, also eine Vielfalt zu präsentieren, die auch den letzten Literaturkritiker noch zur Verzweiflung brachte, da sich Swahn nicht nur ans reine Schreiben hielt, sondern seine Vielseitigkeit auch öffentlich zeigte und selbst bei Science Fiction-Konferenzen und öffentlichen Debatten bewies, dass er im Gespräch das Herz verschiedener Leserschichten zu finden wusste.

Für Sven Christer Swahn war es jedoch in der Tat auch nicht sehr einfach einen klarer Leserkreis zu gewinnen, auch wenn der Schriftsteller versuchte so weit wie möglich parallel in allen Bereichen regelmäßig etwas zu veröffentlichen, da der Autor auch innerhalb eines Bereichs noch eine weite Spannbreite zeigte, denn nicht nur seine Romane hatten jedes Mal ein völlig neues Thema im Auge, sondern selbst in seinen kulturhistorischen und literarischen Werken machte er Sprünge, so dass er mit jedem neuen Werk auch einen neuen Leserkreis erobern musste, da nur wenige Leser ein Buch wegen guter Stilistik und Grammatik kaufen, sondern weil sie einen Faden im Schaffenskreis eines Literaten suchen, den Sven Christer Swahn im Grunde nur mit seiner Lyrik bieten kann.

Copyright: Herbert Kårlin

27 januari 2013

Tora Dahl, die Bewältigung einer unehelichen Geburt

Tora Dahl wurde am 9. Juni 1886 als uneheliche Tochter des Architekten Gustaf Dahl und der Bäckerin Emma Nilsdotter in Stockholm geboren und starb am 30. Januar 1982 in Södertälje. Dahl war von 1914 bis zu seinem Tod im Jahre 1958 mit dem Literaturkritiker Knut Jaensson verheiratet.

Ihre Kindheit verbrachte Tora Dahl überwiegend bei ihrer streng religiösen Pflegemutter Emma Kjärr. Erst mit etwa elf Jahren zog sie dann von Nacka zu ihrer biologischen Mutter auf Östermalm in Stockholm. In der Schule zeigte sich schnell die Begabung des Mädchens, das bereits mit 16 Jahren die Hochschulreife ablegte. Im Jahre 1902 war Dahl dann eine der ersten weiblichen Studenten der Hochschule Stockholm, der heutigen Universität.


Im Jahre 1908 schloss Tora Dahl ihr naturwissenschaftliches Studium mit den Hauptgebieten Mathematik und Biologie ab um anschließend als Lehrerin zu arbeiten. Auch wenn Dahl an der naturwissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben war, so fand man in ihrem Freundeskreis mehr Schriftsteller und Poeten wie Carl Gustaf Adelborg und Ivar Conradsson. Auch ihre Ehe mit Knut Jaensson beruhte viel auf den gemeinsamen Interessen für Literatur.

Im gemeinsamen Haus auf Lidingö entwickelte sich nach der Ehe ein Zentrum der modernen Literatur, das in den 30er Jahren einem der früheren literarischen Salons glich, da Tora Dahl und Knut Jaensson extrem gastfreundlich waren und nahezu ständig junge Autoren als Gäste hatten mit denen sie sehr angeregte Diskussion über die literarische Entwicklung Schwedens führten.

Trotz der literarischen Einflüsse veröffentlichte Tora Dahl ihr erstes Buch erst im Alter von 49 Jahren. Bereits ihr erster Roman Generalsgatan 8 war durchzogen von eigenen Erlebnissen, auch wenn die Autorin um diese Zeit das Thema der Zerbrechlichkeit eines Menschen mehr allgemein als persönlich behandelte. Das psychologische Einfühlungsvermögen in die Personen, das die Schriftstellerin bereits bei diesem ersten Werk zeigt, beweist jedoch wie persönlich dieses Buch bereits war. Auch in ihren folgenden Werken Avdelning II, sal 3 von 1948 und Det som har varit von 1952 spürt man das Einfühlungsvermögen Dahls in Personen, denen es das Leben nicht sehr leicht machte.

Auch wenn diese Romane einen gewissen Erfolg hatten und von der Kritik positiv aufgenommen wurden, so brachten ihr erst die 19 autobiographischen Werke wirklich die literarische Anerkennung und den Durchbruch. Die Bände, die Tora Dahl zwischen 1954 (Fosterbarn) und 1966 (… när du kommer ut i livet) schrieb, handeln vom Mädchen Gunborg, so dass immer wieder Zweifel darüber aufkamen, ob es sich bei diesen Bänden um autobiographische Romane oder um Fiktion handelte.

Ab En bit på väg aus dem Jahre 1968 verzichtet Tora Dahl dann jedoch auf jede Anonymität und benutzt bis zum Roman Återseende im Jahre 1980 ihren wahren Namen und verzichtet auch darauf die anderen handelnden Personen in irgendeiner Weise zu verschlüsseln. Diese lange Reihe an Bekenntnisromanen waren sicherlich in der Strömung der Zeit, aber kaum eine Autorin Mitte des 20. Jahrhunderts war in der Lage die Leser so stark zu bewegen wie Tora Dahl, auch wenn die Autorin, im Gegensatz zu Sun Axelsson, keinen feministischen Aspekt unterbrachte, der um diese Epoche einen Verkaufserfolg garantierte.

Ihr ganzes Leben lang hatte Tora Dahl das Gefühl eine Ausgestoßene der Gesellschaft zu sein, was auf ihre komplizierte Kindheit zurückzuführen war, denn die Pflegemutter griff zu einer streng religiösen Erziehung, die Mutter traf sie die ersten elf Jahre nur an Sonntagen und die Beziehung zum Vater war im Grunde nicht vorhanden. Als uneheliches Kind war Dahl auch das ideale Opfer für Mobbing während der Schulzeit, denn unverheiratet auf die Welt zu kommen galt als Schande. Hinzu kamen noch mehrere unglückliche Liebesgeschichten, die alle mit der Trennung endeten, bis sie 1913 Knut Jaensson traf, also mit 27 Jahren, was in jener Zeit bereits als sehr spät für eine Partnerschaft angesehen wurde.

Das mangelnde Selbstvertrauen von Tora Dahl war vermutlich auch dafür verantwortlich, dass sie es erst so spät wagte an die Öffentlichkeit mit ihren Werken zu treten, denn für die Schublade hatte sie auch vorher geschrieben, auch wenn man nie erfahren wird, ob diese Aufzeichnungen später in ihren Büchern verarbeitet wurden oder einfach mit ihrem Tod verschwanden.

Copyright: Herbert Kårlin

26 januari 2013

Gustaf von Platen, journalistische Romane ohne Skandale

Gustaf von Platen, oft bezeichnet als „Buster“ von Platen, wurde am 20. Februar 1917 als Sohn des Freiherren Gösta von Platen und dessen Frau Stina Hjorth in Malmö geboren und starb am 26. Januar 2003 in Stockholm. Von Platen war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit Suzanne Ekman, in zweiter mit Astrid Hagander und in dritter Ehe mit Helena (Lena) Clason.

Wie sehr üblich in den hochbürgerlichen Kreisen des schwedischen Adels wuchs Gustaf von Platen in einem gehobenen kulturellen Milieu abseits der Gesellschaft auf, was auch dazu führte, dass auch seine beiden Brüder zu öffentlich wichtigen Personen wurden, denn während der Journalist und Schriftsteller in den Medien Karriere machte, wurde Carl Henrik von Platen Botschafter und Magnus von Platen ein anerkannter Literaturhistoriker.


Bevor Gustaf von Platen als Kunstkritiker in Stockholmer Zeitungen zu arbeiten begann, unter anderem beim Expressen, studierte er an der Universität Lund. Innerhalb der schwedischen Presse machte von Platen, von dem man sagt, dass er immer wusste wie weit er bei seinen Artikeln gehen konnte, sehr schnell Karriere, Neben seinem Beginn als Kunstkritiker war er auch bei Allt beschäftigt, wo er es bis zum Chefredakteur brachte. 1949 wurde er für die Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning Auslandskorrespondent in Paris, zwei Jahre später war er Chefredakteur beim Vecko-Journalen, anschließend bei Veckans Affärer und 1974 begann er beim Svenska Dagbladet, das er vollkommen neu strukturierte und damit vom Untergang bewahrte.  

Gustaf von Platen war bis zu seinem letzten Tag aktiv und hatte die Gabe in Büchern und Zeitschriften immer Interesse zu wecken, die Fragen der Leser zu befriedigen, aber nie etwas aufzudecken oder ein Geheimnis auszuplaudern, weswegen er auch nie in einen Presseskandal verwickelt wurde wie andere Autoren, die die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft immer wieder überschritten um die tatsächliche Gesellschaft zu schildern und auch durch Spekulationen Fragezeichen zu setzen.

Während Gustaf von Platen als Journalist von keinem Zeitthema zurückschreckte und in einem Artikel über das Krankensystem Schwedens selbst über seinen eigenen Krebs schrieb und die unnötig lange Wartezeit auf eine Bestrahlung, zeichnet sich sein literarischen Schaffen durch eine konservative Haltung aus, denn auch der flüssige Stil verbirgt nicht, dass er den Wert eines Buches in der Vergangenheit sucht und von den klassischen bürgerlichen Autoren Schwedens beeinflusst war. Entsprechen diesem Gedanken veröffentlichte von Platen drei Bände Memoiren unter den Obertiteln Resa till det förflutna.

Wer jedoch die Memoiren Resa till det förflutna von Gustaf von Platen erwirbt um mehr über den Autor zu erfahren, wird das Werk nach sehr wenigen Seiten wieder zur Seite legen, denn von Platen will wenig aus seinem Leben preisgeben und greift daher bei diesem Band zu Ereignissen über die er als Journalist schrieb, zu Ereignissen, die die Kulturgeschichte Schwedens dieser Epoche spiegeln.

Im Jahr 2003 legt Gustaf von Platen sein letztes Buch, Bakom den gyllne fasaden, vor  und greift dabei erneut zum Geschichtsroman, der in diesem Fall von Gustaf V. und Victoria von Baden handelt und ein Roman ohne Skandale und ohne Liebesgeschichte ist.

Wie bei seinen Artikeln will Gustaf von Platen auch in seinen Büchern, insbesodere seiner Beschreibung des königlichen Paares, so viel wie möglich bieten ohne zu viel zu geben, eine Technik, die der Schriftsteller ausgezeichnet beherrscht. Um ohne Sensationen auszukommen, bietet von Platen in Bakom den gyllne fasaden daher erneut die Kulturgeschichte Schwedens zwischen 1907 und 1950, die Zeit des Umbruchs und der Kriege. Die Homosexualität des Königs und die Geschichten, die zwischen der Königin, Gustaf von Blixen-Finecke und auch dem Hofarzt Axel Munthe ablaufen, werden nur gestreift um dem Leser zu zeigen, dass der Autor auf dem Laufenden ist und zu recherchieren weiß.

Obwohl zahlreiche Bücher von Gustaf von Platen veröffentlicht wurden, so erschienen leider seine bildhaftesten und interessantes Reiseberichte nie in Buchform. Der Autor, der Zeit seines Lebens eine Vorliebe für Frankreich hatte und auch mehrere Jahre dort lebte, veröffentliche über lange Zeit hinweg historische Reisereportagen, die der Zeichner Anders Andersö (Tecknar-Anders) bebilderte.

Copyright: Herbert Kårlin

25 januari 2013

Torsten Fogelqvist und die Begegnung mit der Arbeiterbewegung

Torsten Fogelqvist wurde am 25. Januar 1880 als Sohn des Priesters Johan Peter Fogelqvist und dessen Frau Teodolinda (Linda) Corona Salvén in Lidköping geboren und starb am 23. Januar 1941 in Smedjebacken (Norrbärke) in Dalarna. Fogelqvist war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Alice Carin Ringborg und in zweiter Ehe mit Jeanna Cecilia (Cissi) Gunther.

Während der Kindheit zählte für Torsten Fogelqvist nur der Ablauf des Kirchenjahres mit allen Traditionen, die damit zusammenhängen und ein streng religiöses Leben. Es war daher nicht verwunderlich, dass sich der Schriftsteller bereits ab der Zeit im Gymnasium, nicht zuletzt auch unter dem Einfluss der Bücher von Viktor Rydberg und der Diskussion um den Dreyfus-Prozess, von der Religion und dem klassischen Denken abwandte und sich dem Liberalismus öffnete.


Nach der Reifeprüfung in Norrköping im Jahre 1898 begann Torsten Fogelqvist ein Studium an der Universität Uppsala, wobei er sich dort sehr bald beim studentischen Verein Verdani engagierte, der die kulturelle Debatte an der Hochschule aufrecht hielt. In dieser Zeit näherte sich der Autor auch der Gedankenwelt von Hans Larsson und Ellen Key, deren Beiträge er geradezu verschlang.

Aus finanziellen Grünen, aber auch aus Mangel an wirklichem Engagement, schloss Torsten Fogelqvist nach seinem Studium der nordischen Sprachen, Literaturgeschichte und Kunstgeschichte seine Abhandlung für eine wissenschaftliche Karriere nie ab und arbeitete ab 1905 für einige Jahre als Lehrer und begann in Ludvika eine lokale politische Karriere.

Da Torsten Fogelqvist in der neu gegründeten Volkshochschule Brunsvik angestellt wurde, der Schmiede der Arbeiterbewegung Schwedens, musste er als erstes sein bisheriges Denken neu definieren, denn seine Schüler kamen aus Arbeiterfamilien und betrachteten die Geschichte nicht auf die gleiche Weise wie die Bürgerschicht in der Fogelqvist bis dahin verkehrte. Vieles was für den Autor eine Selbstverständlichkeit war, war seinen Schülern völlig unbekannt. In dieser Zeit kam Fogelqvist auch in Kontakt mit der Tagespresse und erfuhr welche Bedeutung diese Publikationen für die Masse hatten, die in vielen Fällen, außer der Bibel, noch nie ein Buch in der Hand hatte.

Dies führte letztendlich auch dazu, dass Torsten Fogelqvist in der Tagespresse seine Theorien zur Volksbildung und der kulturellen Entwicklung Schwedens zuerst verbreitete. Als Fogelqvist daher gefragt wurde, ob er erst für die Afton-Tidningen und dann für die Dagens Nyheter arbeiten wollte, griff er sofort zu und entwickelte sich zu einem der ersten Journalisten, der es verstanden die Ideen der Arbeiterbewegung mit der gesellschaftlichen Entwicklung, über die die Oberschicht entschied, zu verbinden. Als liberaler Denker war Fogelqvist der Meinung, dass nicht die offizielle Wählermeinung der damaligen Zeit entscheiden durfte, sondern die Mehrheit der Bürger, was seiner Meinung nach, in einer Art kultureller Revolution geschehen musste.

Als Journalist legte Torsten Fogelqvist seinen Schwerpunkt immer auf eine literarische Diskussion und sah seine Aufgabe darin das humanistische Ideal nach Verner von Heidenstam und Erik Axel Karlfeldt an eine möglichste breite Masse zu verbreiten. Der Autor sah die Aufgabe eines Journalisten darin den Leser durch schöngeistige Literatur auf den rechten Weg zu bringen, wobei sich Fogelqvist mit den Jahren jedoch immer weiter von der Arbeiterbewegung entfernte und ab den 30er Jahren eher zu einer konservativ liberalen Meinung kam, der sich neuen Einflüssen verschloss, da diese die historischen Schönheitswerte durch einen steigenden Realismus zerstörten.

Auch wenn Torsten Fogelqvist immer wieder als Verfasser von Psalmen genannt wird, so hat er selbst nie Psalmen geschrieben, sondern lediglich an der Herausgabe des neuen Psalmbuches des Jahres 1937 aktiv mitgewirkt und einige Texte modernisiert und der Zeitströmung angepasst.

Durch seine journalistische Tätigkeit, der man eine bedeutende Aufmerksamkeit schenkte, sind die literarischen Werke von Torsten Fogelqvist nahezu untergegangen, denn während viele Schweden noch seine Werke zu aktuellen Tagesthemen kauften, so war kaum bekannt, dass Fogelqvist einige bemerkenswerte Gedichtbände wie På vaxtavla (1912) oder Sånger till den förlorade skönheten (1915) veröffentlichte und Memoiren zu seiner Kindheit und seiner Jugend herausbrachte. Auch die Essaysammlungen, die Biographien bedeutender Persönlichkeiten und die Reiseschilderungen der verschiedensten kulturellen Zentren Europas, die hervorragende Zeitdokumente des Beginns des 20. Jahrhunderts sind und durch eine sehr reiche Bildsprache überzeugen, hatten nie den verdienten Erfolg und nehmen in der schwedischen Literatur nur eine Nebenrolle ein.

Torsten Fogelqvist wurde 1927 Ehrendoktor der Universität Uppsala und 1931 in die Svenska Akademien gewählt, wo er auf dem Stuhl Nummer 11 nach Erik Axel Karlfeldt Platz nahm über den er auch ein Biografie veröffentlichte.

Copyright: Herbert Kårlin

24 januari 2013

Sigfrid Siwertz und die konservative Bourgoisie Schwedens

Sigfrid Siwerts wurde am 24. Januar 1882 als Sohn des Direktors Johan Sigfrid Siwertz und dessen Frau Ingrid Mathilda Korentz in Stockholm geboren und starb am 26. November 1970 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Siwertz war erst mit Elsa Vilhelmina Olsson verheiratet, die sehr früh starb, und anschließend mit der Journalistin Margit Maria Strömberg.

Seine Kindheit und seine Jugend verbrachte Sigfrid Siwertz in einem Heim der unteren Bürgerschicht, wobei viele seiner Einflüsse aus der „Mischung“ seiner Eltern kam, denn der Vater kaum aus Nordschweden und die Mutter war aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus dem Småland. Die Eltern hatte sich beide in Stockholm niedergelassen und sich dort getroffen. Diese Jugendzeit schildert Siwertz in seinen Memoiren Att vara ung aus dem Jahre 1949.


Der Schriftsteller Sigfrid Siwertz ging erst in die Klara-Schule in Stockholm, anschließend die Bürgerschule Norra Latin und machte seine Hochschulreife en der Norra Real. Nach der Hochschulreife schrieb sich Siwertz 1901 an der Universität Uppsala ein, wo er sich insbesondere für Philosophie interessierte, auch wenn er zusätzlich Literaturwissenschaft und romanische Sprachen studierte.

Die Studien in Uppsala gingen allerdings sehr träge voran, da sich Sigfrid Siwertz vor allem um den literarischen Kreis kümmerte, der sich dort gebildet hatte. Bald zählten Sigurd Agrell, Harald Brising, John Landquist und Sven Lidman zu seinem engsten Freundeskreis. In seiner Freizeit kannte der zukünftige Schriftsteller nur eine Beschäftigung, nämlich Segeln. Einer seiner Freunde meinte einmal, dass es in ganz Schweden vermutlich keinen Schriftsteller gibt, der sich so viel auf dem Wasser befand wie Siwertz.

Als Sigfrid Siwertz sein Studium in theoretischer Philosophie, Literaturgeschichte und romanischen Sprachen abgeschlossen hatte, genoss er erst einmal das Leben eines Bohemien in Stockholm und lebte weiterhin bei seinen Eltern. Sein Examen half Siwertz wenig um ins normale Berufsleben einzusteigen, aber sein Plan war ohnehin Schriftsteller zu werden. Er nahm Kontakt mit Hjalmar Söderberg, Gustaf Hellström und anderen Schriftstellern der Zeit auf, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützten. Bereits 1905 erschien dann auch sein erster Gedichtband Gatans drömmar bei Bonniers, ein kleiner Band mit Gedichten, die zu dieser Zeit modern waren, jedoch ohne besonderen Anspruch. Ein Jahr später erschien seine Novellensammlung Margot, die sehr positiv von der Kritik aufgenommen wurde. Mit den Einnahmen aus diesen Büchern machte sich Siwertz erst einmal auf eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich, wo er sich vor allem mit den Werken von Henri Bergson vertraut machte, der ihn stark beeindruckte und später in seiner Arbeit beeinflusste.

Im Jahre 1908 kehrte Sigfrid Siwertz zurück nach Schweden, heiratet, begann ernsthaft an einer Karriere als Schriftsteller zu arbeiten und veröffentlicht 1911 das Jugendbuch Mälarpiraten, in dem drei Jungen mit einem gestohlenen Segelboot den Mälaren entdecken, ein Buch, das später vor allem in Schulen sehr geschätzt wird und Teile davon werden selbst in Lesebüchern abgedruckt.

Mit der Entscheidung Schriftsteller zu werden, zeigte Sigfrid Siwertz auch einen enormen Arbeitseifer, der sich an der Menge seiner Werke ausdrückt und die gesamte literarische Breite umfasst, von Lyrik über Novellen, Romane und Essays bis zu dramatischen Werken für das Theater.

Obwohl Sigfrid Siwertz sich als geschickter Erzähler zeigt und sich zu einem bedeutenden Schriftsteller entwickelte, spielt er innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte nur eine kleinere Rolle. Die Ursache dazu ist einerseits seine konservative Schreibweise mit einem Stil des 19. Jahrhunderts, die der Autor als die ideale schriftstellerische Ausdrucksweise bezeichnet und zum anderen, dass er sich mehr als Novellist zeigt und selbst seine Romane mehr eine Aneinanderreihung an Novellen sind als „echte“ Romane. Es war daher sehr schwierig für Siwertz eine jüngere aufstrebende Leserschicht zu finden.

Sigfrid Siwertz muss seine Schwäche selbst erkannt haben, denn bei der Analyse seiner Gesamtwerke stellt man fest, dass er der bedeutendste schwedische Novellenroman-Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Im Laufe seiner Schaffensphase entwickelt sich Siwertz geradezu zu einem Meister dieser Romanliteratur, was sich vor allem in Trådar i en väv aus dem Jahre 1957 sehr deutlich zeigt.

Wie auch Olov Svedelid, so gehört Sigfrid Siwertz zu den Autoren, die eine Art Flanierromane Stockholms geschrieben haben, denn auch für Siwertz war Stockholm das Zentrum seines Schaffens. Oft spielen seine Szenen auch in der schwedischen Hauptstadt, wobei er hierbei jedoch weniger literarische Stadtführer schafft, sondern auf die gesellschaftlichen und politischen Probleme Stockholms in dieser Zeit aufmerksam machen will.

Der Schlüsselroman, der den Zugang zu Sigfrid Siwertz ermöglicht, erschien im Jahre 1920 in zwei Teilen und hatte den Titel Selambs. In diesem Roman entdeckt man zahlreiche Personen mit denen Siwertz zu Beginn des Jahrhunderts verkehrte, wobei er auch seine Ehe in leicht verschlüsselter Form darstellt. Der Roman Selambs kann als Satire einer bürgerlichen Welt betrachtet werden, einer Welt in der der Schriftsteller alle seine Werke ansiedelt und die er am besten kennt.

Sigfrid Siwertz wurde 1932 in die Svenska Akademien gewählt, wo er nach Tor Hedberg auf dem Stuhl Nummer 4 Platz nahm. Ab dieser Zeit spürt man, dass der Schriftsteller weniger Zeit für seine eigenen Werke hat, sondern sich intensiv der Arbeit der Akademie widmet, wo er auch bald im Nobelkomitee zu finden war. Vor allem in den 40er Jahren hatte Siwertz einen bedeutenden Einfluss auf die Wahl der Nobelpreisträger und die anderen Preisträger der akademischen Preise.

Copyright: Herbert Kårlin

23 januari 2013

Malla Silfverstolpe und der literarische Salon in Uppsala

Malla (Magdalena) Silfverstolpe, geborene Montgomery, wurde am 8. Februar 1782 als Tochter des Oberst Robert Montgomery und dessen Frau, der Freiherrin Catharina Charlotta Rudbeck, in Snappertuna in Finnland geboren und starb am 17. Januar 1861 in Uppsala. Sie war verheiratet mit Oberst David Gudmund Silfverstolpe.

Da die Mutter von Malla Silfverstolpe bereits zwei Monate nach der Geburt der Tochter starb, zug ihr Vater zurück nach Schweden und das Mädchen wurde vor allem von ihrer Großmutter erzogen, von Magdalena Rudbeck. Silfverstolpe wuchs daher auf dem Schloss Edsberg bei Sollentuna auf und erlebte von Beginn an das höfische Leben mit Privatunterricht und einem französisch geprägten, sehr aktivem gesellschaftlichem Leben.


Auch wenn Literatur und Kunst im Leben von Malla Silfverstolpe von Beginn an allgegenwärtig waren, zeigte sie in ihrer Jugend keine besonderen Interessen für die Schriftstellerei oder die Poesie. Sehr früh scharte sich jedoch eine Gruppe von Freiern um sie. Im Jahre 1807 heiratete sie daher David Gudmund Silfverstolpe, der nicht nur erheblich älter war, sondern auch in keiner Weise mit ihrem Charakter und ihren Interessen zu vereinbaren war. Entsprechend schlecht wurde auch die Ehe.

Und dennoch sollte gerade diese Ehe über die Zukunft von Malla Silfverstolpe entscheiden, denn als das Paar 1812 nach Uppsala zog, war Malla sehr schnell in den akademischen und literarischen Kreisen integriert und lernte, unter anderem, Per Daniel Amadeus Atterbom und Erik Gustaf Geijer kennen für die sie sich zur Vertrauten entwickelte. Silfverstolpe lernte in diesem Kreis die damals moderne schwedische Literatur schätzen. Als die Schriftstellerin dann 1816 auch noch den mehrmonatigen Besuch der deutschen Schriftstellerin Amalia von Helvig bekam, öffnete sich für Silfverstolpe die gesamte Welt der literarischen Romantik.

Als im Jahre 1819 der Ehemann von Malla Silfverstolpe stirbt, beginnt sie ein Leben nach ihrem Geschmack zu führen und schon ein Jahr später schreibt sie an all ihre literarischen und musikalischen Freunde, dass sie jeden Freitag Abend empfängt und sich über jeden Gast freuen würde. Mit dieser Einladung beginnt der bedeutendste literarische Salon Schwedens, der bis heute die schriftstellerische Leistungen Silfverstolpes überdeckt.

Diese Abende bei Malla Silfverstolpe begannen mit einem Essen mit vier Gängen und gingen dann in das Vorlesen aus neuen Werken und Manuskripten über. Eine Mischung aus bekannten Autoren und Studenten, die sich für die Literatur geschaffen fühlten, diskutierten ab 1820 vollkommen frei über die die einzelnen Werke, aber auch über Musik, das Tagesgeschehen und die aktuelle Politik. Ein Teil dieser Abende war auch der Musik gewidmet, da sich einige Komponisten im Kreise Silfverstolpes fanden. Begabte Studenten konnten auch mit einer finanziellen Unterstützung der Gastgeberin rechnen.

Auch wenn man aus den verschiedensten Aufzeichnungen jener Epoche weiß, dass auch Malla Silfverstolpe an den Salon-Abenden aus ihren Werken vorlas, so veröffentlichte sie diese Prosa oder Lyrik nicht, sondern las nur daraus vor. Die erste Novelle, die von der Schriftstellerin überliefert wurde, ist Månne det går an?, eine Art Kampfschrift gegen das Werk Det går an von Carl Jonas Love Almqvist aus dem deutlich den konservative Einstellung der Autorin hervorgeht, die sich der Befreiung der Frau vollständig widersetzt.

Dies zeigt sich auch im Verhältnis zwischen Malla Silfverstolpe, die eine enge Bekanntschaft mit Fredrika Bremer pflegte und die Werke dieser Frauenrechtlerin hoch einschätzte, ohne jedoch ihre Meinung zur Frauenbewegung zu teilen, denn nach Silfverstolpe hatten die Frauen bereits die Freiheit, die sie benötigten, wenn sie sich trauten diese auch zu nutzen.

Dieser Freundschaft zwischen Malla Silfverstolpe und Fredrika Bremer verdanken wir jedoch, die mehrbändigen Memoiren von Silverstolpe, denn Bremer ermunterte Malla zu dieser Arbeit, die vor allem in den 30er und 40er Jahren entsteht. Allerdings wurde die Autorin mit diesem sehr umfangreichen Werk nie ganz fertig, so dass es erst posthum zwischen 1908 und 1911 erschien, textlich nicht überarbeitet wurde und unvollständig ist.

Malla Silverstolpe hatte seit ihrer Jugend Tagebuch geführt und dabei nicht nur über ihre Gefühle geschrieben, sondern die Umgebung, die Menschen und die damalige Denkweise geschildert. Diese Tagebücher waren sicher die Grundlage für ihre Memoiren. Auch wenn man über den literarischen Wert dieses Werkes diskutieren kann, so bildet es mit Sicherheit ein Zeitdokument ohnegleichen, da man an Hand dieser Memoiren einen Zugang zu nahezu allen bedeutenden Schriftstellern jener Zeit gewinnt und das Leben auf Schloss Edsberg nachvollziehen kann. Man darf dabei nicht vergessen, dass nicht nur Atterbom, Geijer oder Almqvist bei ihr verkehrten, sondern auch Esaias Tegnér, Johan Olof Wallin, Adolf Törneros, Anders Fredrik Skjöldbrand, Per Ulrik Kernell, Adolf Fredrik Lindblad und zahlreiche andere Persönlichkeiten.

Copyright: Herbert Kårlin

22 januari 2013

August Strindberg, der schwedische Schrifststeller der Konflikte

August Strindberg wurde am 22. Januar 1849 als Sohn des Kräuterhändlers und Dampferkommissionärs Carl Oscar Strindberg und dessen Frau Ulrica Eleonora Norling in Stockholm geboren und starb am 14. Mai 1912 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Strindberg war dreimal verheiratet. Erst mit Siri von Essen, anschließend mit Frida Uhl und schließlich mit Harriet Bosse, wobei jedoch nur die erste Ehe über eine längere Epoche hielt.

Über die Kindheit und Jugend von August Strindberg weiß man relativ wenig, da Strindberg ein relativ ruhiges Kind war und im Elternhaus Disziplin und Gottesfurcht dominierten. Er besuchte ab 1857 die Klara-Schule, legte am 25. Mai 1867 die Hochschulreife ab und schrieb sich im gleichen Jahr an der Universität Uppsala ein, wechselte hier mehrmals die Ausbildung, arbeitete zwischenzeitlich als Lehrer und als Bibliothekar, war 1869 am Königlichen Theater Statist und kehrte wieder an die Universität in Uppsala zurück ohne je einen Abschluss zu machen, was jedoch weniger an mangelnden Fähigkeiten lag, sondern an seinem aufbrausenden Charakter und dass er Lehrmeinungen nicht einfach akzeptieren konnte.


Die literarische Karriere von August Strindberg begann während seiner Studienzeit in Uppsala. 1871 hatte der Autor bereits drei Theaterstücke geschrieben, die ihm selbst die Aufmerksamkeit des Königs Karl XI. brachten, der Strindberg wegen seinem Talent ein Stipendium bewilligte, damit dieser seine Studien beenden konnte, aber zwei Jahre später war das Geld erneut zu Ende und das Studium zum Arzt lag immer noch in weiter Ferne. Bevor Strindberg 1877 die Novellensammlung Från Fjerdingen och Svartbäcken und 1978 seinen Mäster Olof schrieb, arbeitete er als Kunstkritiker für die Dagens Nyheter und beschäftigte sich mit der chinesischen Sprache.

Allerdings sollte das Theaterstück Mäster Olof dem Schriftsteller August Strindberg nicht den Durchbruch bringen, denn die Svenska Akademien hatte wenig Verständnis für die nihilistischen Gedanken des Autors und das Königliche Theater lehnte fünf aufeinander folgende korrigierte Versionen kategorisch ab. Erst sein Roman Röda rummet im Jahre 1879 lag dann in der Zeit und die Schilderungen der bohemischen Epoche des Schriftstellers in Stockholm machten Strindberg allgemein bekannt, wobei er sich mit seinen unmittelbar folgenden Werken den Erfolg nahezu wieder verscherzte, da er zwei Bücher veröffentlichte, die als Angriff auf die schwedische Gesellschaft gewertet wurden. Man entschuldige den Autor jedoch etwas damit, dass er keine Fachbücher schreiben könne und daher bei der Literatur bleiben solle.

Die schwedische Gesellschaft war jedoch so aufgebracht über die Kritik, dass sich August Strindberg genötigt fühlte das Land zu verlassen, was sich für ihn und Siri von Essen zu einer sechsjährigen „Pilgerreise“ durch die Schweiz und durch Frankreich entwickelte, was allerdings auch die Ehe an den Abgrund brachte.

Mit der Scheidung von Siri von Essen im Jahre 1891 geriet August Strindberg in seine erste große künstlerische Krise, die er in Berlin zu überwinden versuchte. Dort entwickelte sich jedoch eine Paranoia, die Strindberg im autobiografischen Werk Inferno schildert. In diese Zeit der „Infernokrise“ fällt auch die Ehe mit der österreichischen Schriftstellerin Frida Uhl, wobei hierbei der Verfolgungswahn Strindbergs die Scheidung im Jahre 1897 verursachte.

Noch während der Krise und der Ehe mit Frida Uhl begann August Strinberg Mitte der 90er Jahre seine wissenschaftlichen und alchemistischen Experimente, die, in seinen Augen, damit enden sollten, dass der Schriftsteller Gold schaffen konnte. Diese Neigung spürt man auch in den Werken, die er um diese Zeit veröffentlicht, denn immer häufiger zeigen sich nun mystische, okkulte Zeichen und die Sprache wird teilweise zu einer abstrakten Symbolik.

Als August Strindberg Ende des 19. Jahrhunderts wieder ganz nach Stockholm zurückkehrt, ist er ein angesehener Schriftsteller und Dramatiker, der allerdings, trotz mittlerweile hoher Einnahmen, unter chronischer Geldnot leidet. Als Strindberg 1901 dann die Schauspielerin Harriet Bosse heiratet, mietet er ein Haus auf der Schäreninsel Furusund, eine Insel, die man in mehreren seiner Werke wiederfindet. Wie bereits bei früheren Aufenthalten auf den Schären vor Stockholm, beruhigt in das Inselleben und fördert seinen Schaffensdrang.

Nach einer weiteren gescheiterten Ehe kehrte August Strindberg zurück nach Stockholm und 1908 zog er in den sogenannten Blauen Turm in der Drottninggatan 85, wo man heute das Strindberg-Museum findet. Ab dieser Zeit fühlt sich der Schriftsteller jedoch krank, sein Arbeitsrhythmus verlangsamt sich und er nimmt seine gesellschaftskritische Kritik wieder auf, die parallel zur Arbeiterbewegung jener Epoche läuft. In der Zeitschrift Stormklockan nimmt der Autor noch einmal einen erbitterten Kampf gegen die konservative und liberale Bewegung Schwedens auf, die vor allem die junge aufstrebende Schickt der schwedischen Hauptstadt anspricht.

Kurz bevor August Strindberg am 14. Mai 1912 stirbt, machte der Albert Bonniers Verlag mit dem Schriftsteller noch das Geschäft seines Lebens, denn er kaufte für insgesamt rund 200.000 Kronen alle noch freien Rechte an der Veröffentlichung seiner Werke und erwirbt wenig später für 100.000 Kronen auch noch die Rechte, die andere Verlage von Strindberg erworben hatten.

August Strindberg, der nach seinem Tod auch als Fotograf und Maler anerkannt wurde, gilt als der Erneuerer der schwedischen Prosa, denn er schrieb seine Werke aus der Warte der Arbeiterklasse und schildert dabei Situationen, die die Mehrheit der Schweden nachvollziehen konnten, wobei der Schriftsteller nicht zögerte auch auf Missstände aufmerksam zu machen.

Im Ausland wurde August Strindberg vor allem durch seine Dramen bekannt, insbesondere Fadren und Fröken Julie, bei denen der Dramatiker Strindberg zur tatsächlich gesprochenen Sprache greift und sich von der Theatersprache des Bürgertums abwendet.

Über kaum einen schwedischen Autor wurde so viel geschrieben wie über August Strindberg, da der Schriftsteller in keine der üblichen Schablonen zu pressen ist und es schaffte sich selbst und seine permanente Entwicklung auszudrücken und sich seinen Weg nie vorschreiben ließ. Strindberg war ein Revolutionär der schwedischen Literatur und ist vermutlich der einzige unter ihnen, der direkt oder indirekt eine bedeutende Menge an späteren Autoren beeinflusst hat, von der anarchistischen Seite bis zur Schicht der konservativen Autoren.

Copyright: Herbert Kårlin

21 januari 2013

Gunnar Mascoll Silfverstolpe, der intime Alltagsdichter Schwedens

Gunnar Mascoll Silfverstolpe wurde am 21. Januar 1893 als Sohn des Hauptmanns Carl Edvard Mascoll und dessen Frau Elsa Maria Gagge in Rytterne im Västmanland geboren und starb, unverheiratet, am 26. Juni 1942 in Stockholm.

Seine Kindheit und seine Jugend verbrachte Gunnar Mascoll Silfverstolpe mit seinen beiden Brüdern in Rytterne, einer Bucht am Mälaren, da der Vater um diese Zeit Hauptmann des Regimentes in Strömholm war. Die Schule besuchte Silfverstolpe in Västerås, wo er im Jahre 1911 auch die Hochschulreife ablegte, wofür er jedoch teilweise Privatunterricht benötigte, da er nur dem Realschulzweig gefolgt war. Nach der Hochschulreife begann der Schriftsteller ein Studium in nordischer Wissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Uppsala.


Bereits in Västgerås gehörte Gunnar Mascoll Silfverstolpe der literarischen Vereinigung des Gymnasiums an und schrieb Gedichte im Stile von Verner von Heidenstam, die er bei Festen vortrug. In Uppsala beteiligte er sich aktiv an den verschiedenen studentischen Aktivitäten und schloss sich vor allem dem Kreis der Poeten und Kunsthistorikern an mit denen er auch zahlreiche Ausflüge im Mälartal unternahm um die verschiedenen Kirchen zu besuchen.

Als Gunnar Mascoll Silfverstolpe im Jahre 1918 die Universität nach sieben Jahren verlässt, wird er Beamter und verwaltet die Kunstsammlungen Stockholms, was ihm mehrere bedeutende Aufträge in verschiedenen Kommissionen bringt und ihm den Zugang zur gehobenen Schicht der Stadt bietet. Unmittelbar nähert sich Silfverstolpe dem Kreise der Künstler, der Schriftsteller, aber vor allem den entscheidenden Personen in Wirtschaft und Verwaltung. Sein enges Verhältnis zum Stenhammarkreis um Prinz Wilhelm und seine lyrischen Präsentationen dieser Zeit werden allerdings nicht nur gelobt, sondern führen auch zur Kritik, denn David Sprengel och Agnes v Krusenstjerna bezeichneten den Dichter sogar als den „Hoflakaien Silfverstolpe“.

Nach den ersten drei Gedichtbänden Arvet, Dagsljus und Vardag von Gunnar Mascoll Silfverstolpe, unter denen vor allem Arvet aus dem Jahre 1919 Aufmerksamkeit erweckte, begann der Autor insbesondere für die Stockholms Tidningen zu arbeiten, wobei er sich anfangs auf Kunstkritiken beschränkte, jedoch sehr bald zum einflussreichsten Literaturkritiker der Zeit wurde, zum Leidwesen vieler jüngeren, modernen Schriftsteller, da Silfverstolpe vor allem auf Ästhetik, wahre Gefühle und Tradition Wert legte. Ein moderner Schriftsteller, dem Silfverstolpe jedoch maßgeblich zum Erfolg verhalf, war Gunnar Ekelöf, der in seinen Augen seine Werke mit den Augen eines Künstlers verfasste.

Die Anfangswerke von Gunnar Mascoll Silfverstolpe waren stark beeinflusst von Verner von Heidenstam, Oscar Levertin, Selma Lagerlöf und Erik Axel Karlfeldt. Erst in den 30er Jaren, als Silfverstolpe auch regelmäßiger Mitarbeiter der Bonniers månadshäften wurde, entwickelte der Lyriker einen wirklich eigenen Stil, der auch seinen politischen Widerstand zur Unterdrückung zum Ausdruck brachte.

Während der 20 Jahre in denen Gunnar Mascoll Silverstolpe literarisch aktiv war, hatte er zwar einen bedeutenden Einfluss über seine Kritiken, veröffentlichte jedoch selbst relativ wenige Lyrikbände, die zudem auch sehr schlecht verkauft wurden, obwohl einige seiner Gedichte in den bedeutendsten Anthologien aufgenommen wurden, die zwischen den beiden Weltkriegen in Schweden erschienen. Durch seinen Einfluss in der kulturellen Welt des Landes wurden mehrere der Gedichte auch von den Radioprogrammen unter dem täglichen Gedicht aufgenommen.

Die lyrischen Werke von Gunnar Mascoll Silfverstolpe zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass er in ihnen nostalgisch an seine Jugend und seine Studienjahre in Uppsala zurückfindet und die Landschaft des Mälaren als Hintergrund nimmt. Geschichte, Kultur und Tradition sind für den Lyriker die bedeutendste Werte, wobei er auch immer wieder einen Weg zur religiösen Stimmung findet. Aus diesem Grund wird der Lyriker auch oft als einer der Intimisten der schwedischen Literatur bezeichnet und als Dichter des Alltags, der über das schreibt, was man im täglichen Leben erlebt, fühlt und entdeckt.

Bei den späteren Werken von Gunnar Mascoll Silfverstolpe, Werken, die vor allem in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden, entdeckt man schließlich eine Wandlung, die nicht nur eine Angst vor der Zukunft zeigt, sondern die politische Einstellung Silfverstolpes deutlich macht. Nahezu verzweifelt spricht er sich gegen die Unterdrückungen im Nazideutschland aus und gegen die antisemitische Politik Hitlers. Bereits in einem Gedicht des Jahres 1940 drückt er den jüdischen Flüchtlingen in Schweden seine Solidarität aus und stellt Schweden als das Land der Brüderlichkeit und der Freiheit dar, was ihn allerdings von der Bewegung der antinazistischen Literaten des Landes unterscheidet, da Silfverstolpe die negativen Bewegungen Schwedens kaum zur Kenntnis zu nehmen scheint.

Bereits 1940 war Gunnar Mascoll Silfverstolpe gegen Krebs operiert worden, der jedoch 1942 erneut ausbrach und ihn dazu zwang von allen öffentlichen Aufträgen zurückzutreten. Nur wenig später starb der Dichter dann an seiner Krankheit in Stockholm.

Gunnar Mascoll Silfverstolpe, der neben seinen lyrischen Werken auch kunsthistorische Bücher wie Prins Eugensk  konst oder Det tessinska slottet veröffentlichte, wurde 1941 in die Svenska Akademien gewählt und folgte damit Albert Engström auf dem Stuhl Nummer 18.

Copyright: Herbert Kårlin

20 januari 2013

Mathilda Malling, von avantgardistischer Literatur zum Liebesroman

Mathilda Malling, auch bekannt unter dem Pseudonym Stella Kleve, wurde am 20. Januar 1864 als Tochter des Gutsbesitzers Frans Oskar Kruse und dessen Frau Anna Maria Mathilda Borgström in Norra Mellby bei Kristianstad geboren und starb am 21. März 1942 in Kopenhagen. Sie war mit dem dänischen Kaufmann Peter Malling verheiratet.

Ihre Kindheit verbrachte Mathilda Malling in Tjörnarp in Skåne, einem kleinen Dorf auf dem Lande. Die Grundschule besuchte die Schriftstellerin dann in Lund, um später das Gymnasium in Stockholm zu besuchen. Nachdem die Eltern entschieden hatten, dass die Tochter Lehrerin werden sollte, schrieb sich diese nach der Hochschulreife im Jahre 1983 für die entsprechende Ausbildung an der Universität Lund ein. Bereits nach wenigen Monaten ging Malling jedoch für mehrere Monate in die Schweiz um dort die Sommermonate zu verbringen. In den Jahren 1885/86 schrieb sie sich in der Universität Kopenhagen ein, wo sie vor allem den Vorlesungen von Georg Brandes folgte und aktiv am kulturellen Leben der Stadt teilnahm.


Bereits zu ihrer Zeit im Gymnasium in Stockholm begann sich Mathilda Malling für moderne dänische und englische Literatur zu interessieren um dann, während ihres Aufenthalts in der Schweiz auch die neue französische Literatur zu entdecken. Autoren, die sie stark beeindruckten und ihre späteren Werke beeinflussten waren insbesondere Gustave Flaubert, Charles Baudelaire und die Brüder Goncourt.

In der Schweiz schrieb Mathilda Malling dann ihren ersten Roman Berta Funcke, den sie bei ihrer Rückfahrt Herman Bang zeigte, der ihn in dänischer Übersetzung unter dem Titel Flirtations veröffentlichte. Malling bearbeitete und ergänzte anschließend ihr erstes Werk, das sie dann in der neuen Version unter dem Pseudonym Stella Kleve veröffentlichte. Schon 1888 folgte dann ihr zweiter Roman Alice Brandt und eine aktive literarische Tätigkeit der Schriftstellerin setzte ein, auch wenn die meisten der Werke dieser Zeit in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden und nie als Buch erschienen.

Die ersten Werke von Mathilda Malling wurden von der Kritik nahezu als Schund bezeichnet, da Malling zu den Autoren gehörte, die von der Sensualität der Frau schrieb und, nach französischem Vorbild, die sogenannte dekadente Literatur in Schweden einführte. Die literarische Schicht sprach selbst von einer kranken und ungesunden Fantasie der Autorin. Als Frau hatte sie es dabei noch schwieriger als Albert Sahlin oder Emil Kléen, die zumindest „dekadente“ Männer waren. Es dauerte daher viele Jahre bis die ersten Werke der Autorin auch in ihrer gesamten Tragweite gewürdigt wurden. Allerdings brachte ihre diese Art der Literatur zahlreiche, vor allem jüngere, Leser, die ebenfalls auf eine Erneuerung der schwedischen Literatur hofften.

Als Mathilda Malling 1890 heiratet und ganz nach Kopenhagen zog, unterbricht sie auch ihre literarische Aktivität für einige Jahre um 1894 mit En roman om förste konsuln wieder auf der literarischen Szene zu erscheinen. Malling bricht nun vollständig mit ihren avantgardistischen Ideen und beginnt zahlreiche Geschichtsromane und Liebesromane, die auf großen Gütern spielen, zu schreiben.

Während Mathilda Mallings für die populärwissenschaftlichen Geschichtsromane tiefe Recherchen anstellt und damit die europäische Geschichte einem breiten Leserkreis näher bringt, sind ihre Liebesromane, die sich zu Bestsellern entwickeln, weitaus oberflächlicher und spielen sich nur in der gehobenen Schicht ab. Die Vorbereitung von großen Festen, elegante Kleidung, oberflächliche Gesellschaftskonversation und andere Elemente dieses Kreises nehmen hier eine weitaus größere Rolle ein als die Psychologie der handelnden Personen, der die Schriftstellerin in den frühen Büchern eine bedeutende Rolle gab.

Mathilda Malling wurde mit diesen Herrgårdsromanen eine der meist gelesenen Autorinnen Schwedens zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ließ die Leser vom großen Glück träumen, das nahezu zwangsweise die Folge der ersten Küsse ist. Malling wurde mit diesen Romanen der Familien Skytte und Stjerne die schwedische Hedwig Courths-Mahler.

Wer daher Mathilda Malling wirklich entdecken und verstehen will, muss ihre literarische Entwicklung in zwei Phasen teilen, in die erste Phase der Stella Kleve und die zweite bei der die Schriftstellerin ihren wahren Namen verwendet. In dieser zweiten Schaffensphase laufen dann Geschichtsromane und Liebesromane parallel und zeigen erneut zwei Seiten der Autorin.

Copyright: Herbert Kårlin

19 januari 2013

Per Daniel Amadeus Atterbom, der romantische Skalde Schwedens

Per Daniel Amadeus Atterbom wurde am 19. Januar 1790 als Sohn des Priesters Gabriel Atterbom und dessen Frau Hedvig Kristina Kernell in Åsbo in Östergötland geboren und starb am 21. Juli 1855 in Stockholm. Ab 1826 war Atterbom mit der Adeligen Ebba von Ekenstam verheiratet.

Die Kindheit in einem extrem religiösen Elternhaus bedeutete für Per Daniel Amadeus Atterbom, der zudem in sich gekehrt und schwächlich war, seine Welt in Büchern zu suchen. Mit zehn Jahren hatte Atterbom bereits die wichtigsten schwedischen Klassiker jener Zeit gelesen und sich mit Hilfe der Pufendorfs Universalgeschichte Deutsch beigebracht. Man sagt auch, dass er bereits mit acht Jahren seinen ersten Roman Alphonsus och Marina geschrieben habe.


Im Jahre 1799 wurde Per Daniel Amadeus Atterbom in die Schule nach Linköping geschickt, wo er bei seinem Großvater Per Kernell lebte und Zugang zur privaten Bibliothek von Carl Gustaf von Leopold erhielt. Bereits 1805 begann Atterbom an der Universität in Uppsala zu studieren. Als 1807 sein Vater starb, fiel der Skalde in eine tiefe Depression aus der er sich nie vollständig erholte, was sich auch in seinen Werken ausdrückt.

Bereits während seiner Studien umgab sich Per Daniel Amadeus Atterbom mit literarisch interessierten Freunden und unter dem geistigen Einfluss von Novalis und Tieck gründete er 1807 die literarische Gesellschaft Musis amici, die sich bald in den Auroraförbundet umbenannte und die Zeitschrift Phosphor veröffentlichte. Auch wenn Atterbom vor allem mit Gedichten beitrug, so findet man auch einige polemische Schriften aus seiner Feder in den Ausgaben.

Da sich der Auroraförbundet vor allem an der deutschen Schaffenskunst inspirierten, die von der Romantik und einer weniger klassischen Versform geprägt war, entsprach die Lyrik von Per Daniel Amadeus Atterbom nicht dem schwedischen Begriff von Ästhetik, was eine Anerkennung in der literarischen Welt lange Zeit erschwerte. Seine extrem konservative christliche Einstellung war noch ein zweites Hindernis.

Zwischen 1810 und 1822, der Zeit, als Per Daniel Amadeus Atterbom auch am Poetiska kalender und der Svensk litteraturtidning arbeitete, kam es zu zahlreichen Konflikten zwischen den Vertretern der traditionellen Lyrik Schwedens und dem aufstrebenden Atterbom mit seiner schwärmerischen Romantik. Letztendlich gewann Atterbom den Kampf und der Lyriker und Schriftsteller entwickelte sich zum Erneuerer der schwedischen Literatur.

Einen sehr großen Einfluss auf Per Daniel Amadeus Atterbom hatte seine zweijährige Deutschlandreise von 1817 bis 1819, denn über Amalia von Helvig kam er in Kontakt mit den bedeutendsten deutschen Schriftstellern und Dichtern jener Zeit, unter anderem mit Jean Paul, Friedrich Schlegel, Friedrich Hegel, Ludwig Tieck und Friedrich von Schelling, der ein guter Freund von Atterbom wurde. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland wurde Atterbom der Privatlehrer des Kronprinzen Oskar in Deutsch und Literatur und 1821 machte ihn Erik Gustaf Geijer zum Dozenten in allgemeiner Geschichte.

Bereits 1828 war Per Daniel Amadeus Atterbom im ganzen Land bekannt und anerkannt, so dass er noch in diesem Jahr Professor für theoretische Philosophie an der Universität Uppsala wurde und 1835 dann die Professuren für Ästhetik und moderne Literatur bekam, was ihm wiederum dazu verhalf im Jahre 1839 in die Svenska Akademien aufgenommen zu werden, wo er Pehr Henrik Ling auf dem Stuhl Nummer 18 folgte.

In seiner ersten Schaffensepoche schrieb Per Daniel Amadeus Atterbom vor allem Lyrik. Als die herausragendsten Werke dieser Epoche werden im allgemeinen Fågel blå genannt, ein lyrisches Epos aus dem Jahre 1814 und Lycksalighetens ö, das 1824 und 1827 in zwei Teilen erschien und ds Hauptwerk des Skalden ist.

In der letzten Schaffensphase ab 1835 widmete sich Per Daniel Amadeus Atterbom vor allem literaturhistorischen Werken und schrieb zahlreiche Monografien, unter anderem über Emanuel Swedenborg, Carl Michael Bellman oder Carl Fredrik Ehrensvärd. Die Monografien zeichne sich insbesondere dadurch aus, dass Atterbom immer die positiven Züge der Autoren hervorholte und damit das gesamte Schaffen der Literaten als positiv hinstellte.

Die Lyrik von Per Daniel Amadeus Atterbom weicht von der klassischen Versform ab, denn für den Lyriker war es wichtiger Bilder zu malen und Gefühle zu wecken als sich an ein historisches Schema zu halten. Die Wortmalerei, die er dabei zu schaffen sucht, ist nicht immer gelungen, aber man muss hierbei bedenken, dass Atterbom mit einer gesamten literarischen Entwicklung Schwedens brach und der Sprache in einem Gedicht völlig neue Werte geben wollte.

Wenn man dem Gang des Skalden folgt, so entdeckt man, dass seine Gedichte von der melancholischen Romantik, die zu Beginn seines Schaffens dominierten, zum Malen eines glücklichen schwedischen Sommers übergeht, was allerdings erneut zu einer harten Kritik seiner Werke führte und seinen Schaffensdrang extrem bremsten, da Atterbom mit den Jahren immer sensibler auf Kritik reagierte und sehr von sich selbst eingenommen war. Ein Teil seiner Gedichte wollte Atterbom dann nicht mehr veröffentlichen, so dass die Sammlung Lyriska dikter erst nach seinem Tod im Jahre 1863 veröffentlicht wurden.

Copyright: Herbert Kårlin

18 januari 2013

Kerstin Johansson i Backe, Kinderbücher aus dem hohen Norden

Kerstin Johansson i Backe, geborene Bergqvist, wurde am 23. November 1919 in einer streng methodistischen Familie in Boden geboren und starb am 18. Januar 2008 in Visby auf Gotland. Die Schriftstellerin war mit dem Lehrer und Schriftsteller Karl-Erik Johansson i Backe verheiratet. Ihr Vater war vermutlich der Freizeitmaler Oskar Bergkvist.

Auch wenn Kerstin Johansson i Backe, die, gemeinsam mit ihrem Mann, den Namensanhang „i Backe“ gegen 1960 annahm als das Ehepaar nach Backe im Ångermanland zog, in Boden geboren war, so verbrachte sie ihre Kindheit und ihre Jugend in Kiruna, wo sie auch ihren Mann kennenlernte, der in der Nachbarschaft wohnte. Im konservativen methodistischen Gedankengut der 20er und 30er Jahr war es ausgeschlossen, dass die Schriftstellerin eine höhere Bildung bekam. Sie befreite sich jedoch mit 20 Jahren von dem im Heim überall dominanten Gott, heiratete Karl-Erik Johansson und folgte ihm an die Orte in denen er als Lehrer eine Arbeitsstelle fand.


Der Weg zum ersten Kinderbuch war für Kerstin Johansson i Backe sehr lang und nicht geplant, denn mit 17 wurde sie Modistin in Kiruna, ab 1942 war sie Hausfrau und zwischen 1966 und 1975 arbeitete Johansson als Bibliothekarin. Die Idee ein Kinderbuch zu schreiben wuchs im Jahre 1960, als die dritte Tochter des Paares geboren wurde, „lilla Katta“, ein Kind, das nicht wie die anderen war, sondern entwicklungsgestört geboren wurde und die gesamte Aufmerksamkeit der Mutter forderte.

Da die Eltern das Mädchen, gegen den Rat der Ärzte und Ämter, nicht in einem Heim wegschlissen wollten, blieb Kerstin Johansson i Backe zu Hause und kümmerte sich um die Erziehung von Katta. In der freien Zeit und den Nächten in denen die Schriftstellerin nicht schlafen konnte, begann Johansson ihr erstes Kinderbuch zu schreiben, das dann 1961 unter dem Titel Holken erschien und das erste einer Reihe von 21 Kinder- und Jugendbüchern werden sollte.

Der große Erfolg von Kerstin Johansson i Backe kam, weil die Autorin aus dem hohen Norden keine Kinderbücher wie andere, damals vor allem weibliche Autoren, schrieb, sondern ihre Themen aus dem wirklichen Leben nahm und die schwierigsten Situation aus der Warte eines Kindes schildern konnte. Johansson sprach dabei alle Kinder an, die sich in irgendeiner Weise allein gelassen oder unverstanden fühlten, aber auch gemobbt wurden oder erlebten wie ungerecht die Gesellschaft Kindern gegenüber sein kann.

Während die ersten Kinderbücher von Kerstin Johansson i Backe noch sehr persönliche Bücher waren, die aus ihrer eigenen Situation entstanden und ihr dabei halfen die eigenen Probleme zu bewältigen, ging sie später mehr und mehr dazu über über Mobbing, Rassismus und Angst vor dem Unbekannten und den Änderungen in ihren Büchern zu schreiben und dabei gleichzeitig das Leben der 30er Jahre in Lappland zu schildern, das für viele Kinder mehr einer Hölle glich als einer ruhigen Kindheit, da dort täglich mehrere Kulturen gewaltsam aufeinander stießen.

Das Kinderbuch von Kerstin Johansson i Backe, das die Situation der 30er Jahre in Lappland am deutlichsten ausdrückt, in mehrere Sprachen übersetzt wurde, und 2003 verfilmt wurde, ist das Buch Som om jag inte fanns aus dem Jahre 1978, die wirkliche Geschichte von der finnisch sprechenden Elina, die in Kiruna in eine schwedische Schule muss in der die Anwendung jedes finnischen Wortes bestraft wird, aber auch kein schwedischer Lehrer bereit ist den Kindern einen verständlichen Übergang zur Zweisprachigkeit zu bieten, denn die Regierung in Stockholm will die Minoritäten des Landes zu reinen Schweden machen.

Das am häufigsten gelesene Buch von Kerstin Johansson i Backe ist allerdings die Liebesgeschichte Moa och Pelle aus dem Jahre 1981 für das die Autorin auch ein Jahr mit der Nils Holgersson Plakette ausgezeichnet wurde. Moa und Pelle können ohne Vorurteile jahrelang gemeinsam zu Hause spielen, bis zum Tag als die Schule beginnt und die beiden erfahren müssen, dass es eine Welt für Mädchen und eine für Jungen gibt, deren Grenzen auf Grund der Vorurteile der Erwachsenen nicht überschritten werden dürfen und die beiden Kinder erleben einen Schock dessen Ursache sie nicht begreifen können.

Mit Där inga prästkragar växer legte Kerstin Johansson i Backe das einzige Kinderbuch vor, das nicht von anderen Kindern berichtet, sondern autobiografische Züge trägt und das Leben eines Kindes im Bergwerkmilieu der 30er Jahre schildert und damit literarisch zur Kulturgeschichte Nordschwedens beiträgt, die hier nicht von der Seite der Industrie geschildert wird, sondern das Geschehen mit den Augen eines Kindes verfolgt.

Im Jahre 1964 erklärte sich Kerstin Johansson i Backe sich bereit im Dokumentarfilm En dag med Katarina teilzunehmen und das Leben mit einem entwicklungsgestörten Kind zu schildern, eine Situation in die jede junge Familie geraten kann. Die Schriftstellerin stellt in diesem Rahmen auch eine Schlüsselfrage: „Was wird aus unserem Kind, wenn wir einmal nicht mehr da sein werden?“

Copyright: Herbert Kårlin

17 januari 2013

Jan Guillou, vom Sozialismus zum historischen Roman

Jan Guillou wurde am 17. Januar 1944 als Sohn des französischen Hausmeisters Charles Guillou und dessen norwegischer Frau Marianne Botolfsen in Södertälje geboren. Auf Grund seiner Herkunft war Guillou bis 1975 französischer Mitbürger und erhielt erst in diesem Jahr die schwedische Staatsbürgerschaft. Der Schriftsteller wohnt mit seiner Frau Ann-Marie Skarp überwiegend auf Östermalm in Stockholm.

Die Kindheit verbrachte Jan Guillou, von zwei Jahren abgesehen, in Saltsjöbaden und in Näsby Park bei Stockholm. Nach vier Jahren Grundschule begann Guillou in der Vasa Real in Stockholm, wo er allerdings wegen Diebstahl, Gewalt und Erpressung nur kurze Zeit verbrachte. Den Realschulabschluss machte der Autor daher in einer Internatsschule in Solbacka im Södermanland. Anschließend besuchte er die Viggbyholmsskolan, wo er die Hochschulreife machte. Daraufhin folgten noch zwei Jahre Jurastudium, das Guillou allerdings nie mit einer Prüfung abschloss.


In den 60er Jahren entschloss sich Jan Guillou Journalist zu werden und begann seine Karriere als Reporter bei der Reportagezeitschrift FIB aktuellt, von wo aus er nach einigen Jahren zu linksgerichteten Zeitungen und Zeitschriften überging und sehr viel für Folket i Bil/Kulturfront schrieb. Bereits 1973 wurde der Journalist dann in ganz Schweden bekannt, da er, gemeinsam mit Peter Bratt, aufdeckte, dass es in Schweden einen Geheimdienst gibt von dem nicht einmal das Parlament etwas weiß. Dies wurde als Spionage betrachtet und Guillou wurde zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

In den 60er und 70er Jahren war Jan Guillou eng verbunden mit der maoistischen Organisation Clarté, aus der er allerdings ausgeschlossen wurde, weil er die Mitgliedsgebühr nicht bezahlte, unter dem Vorwand, dass er nicht in Schweden wohne. In dieser Zeit hatte der Schriftsteller auch eine enge Verbindung zum KGB, die er, nach eigenen Aussagen, 1972 abbrach ohne je wirklich ein Geheimnis verraten zu haben, auch wenn er zweimal vom KGB bezahlt worden war.

Ab 1971 schrieb Jan Guillou, neben seiner Tätigkeit als Journalist, zahlreiche Bücher mit politischem Inhalt und Reportagebücher zu teilweise brisanten Themen. Als Schriftsteller der Fiktion wurde Guillou ab 1986 durch seine Romanserie mit der Hauptfigur Carl Hamilton bekannt. In einigen dieser Werke findet man sehr deutliche Zeichen von Schlüsselromanen, die einen gewissen Einblick in Guillous Vergangenheit und seine Denkweise bieten.

Weltbekannt wurde Jan Guillou dann jedoch mit seinen drei Bänden über den Tempelritter Arn, die nicht nur als Bücher in zahlreichen Ländern auf die Bestsellerlisten kamen, sondern auch verfilmt wurden und nach einem Kinoerfolg in einigen Ländern im Fernsehen übertragen wurden und zur Meinungsbildung zum schwedischen Mittelalter beitrug.

Ab den 90er Jahren begann Jan Guillou regelmäßig Kolumnen für das Aftonbladet zu schreiben, die von kontroversen Ansichten geprägt sind, da der Journalist und Schriftsteller während seiner bisherigen Schaffensperiode immer die Neigung hatte zu provozieren oder aber gegen den Strom zu schwimmen. So hält Guillou Homosexualität für eine Modeerscheinung, die in keiner Weise mit Genen verbunden werden kann, er bezeichnet die schwedischen Terroristengesetze als Rassismus, der sich gegen die arabische Welt richtet und kommt nach einer „Untersuchung“ zum Ergebnis, dass die Führer der Sverigedemokraterna keine Rassisten sind. Es gibt keine Grenze für Guillou und kein Thema an das er sich nicht wagt. Durch die Unterstützung der Media wird er dadurch zu einem der bedeutendsten Schriftsteller, die in Schweden Meinungen bilden.

Nach dem großen Erfolg der Bücher über den Tempelritter Arn machte sich Jan Guillou an ein neues großes geschichtliches Thema mit dem Überbegriff Det stora århundradet, das die Geschichte des 20. Jahrhunderts umreißen soll und der Schriftsteller im Jahre 2011 mit dem Geschichtsroman Brobyggarna einleitete und 2012 mit Dandy fortsetzte.

Auch wenn man bisher nie die literarische Fähigkeit von Jan Guillou in Frage setzte, so gilt für seine Glaubwürdigkeit nicht das gleiche Maß, denn seine Erzählung über seinen sadistischen Stiefvater im Buch Ondskan kann nicht bestätigt werden, da seine Familie, seine früheren Freunde und alle seine Lehrer das Gegenteil behaupten. Das gleiche gilt für sein Werk Ordets makt och vanmakt in dem er Peter Bratt als einzig Schuldigen für seine Gefängnisstrafe sieht oder man nimmt den Tempelritter Arn, der nie existierte und eine schwedische Geschichte erlebt, die von Geschichtswissenschaftlern nicht auf die gleiche Weise gesehen wird.

Wenn man Jan Guillous Bücher liest, so ist es sehr schwierig seine Aussagen nicht für Wahrheit, sondern für Fiktion zu nehmen, denn seine Sätze und Erklärungen  scheinen immer glaubwürdig. Dies wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass der Schriftsteller ein häufiger Gast im schwedischen Fernsehen ist und hervorragend argumentieren kann.

Jan Guillou, der zwei Kinder mit seiner früheren Partnerin Marina Stagh hat, verließ Ende der 90er Jahre den Verlag Norstedts und gründete, gemeinsam mit seiner späteren Frau Ann-Marie Skarp, dem Journalisten Sigge Sigfridsson und der Schriftstellerin Liza Marklund den Piratförlaget, der seit dem Jahre 2000, unter anderem, auch die Bücher von Jan Guillou und Liza Marklund veröfffentlicht.

Copyright: Herbert Kårlin