12 januari 2013

Erik Gustaf Geijer, der nationalistische Dichter Schwedens

Erik Gustaf Geijer wurde am 12. Januar 1783 als Sohn des Industriellen Bengt Gustaf Geijer und dessen Frau Ulrika Magdalena Geisler im Geijersgården, dem Gut Ransäter, im Värmland geboren und starb am 23. April 1847 in Stockholm. Geijer war mit Anna Lisa Lilljebjörn, einer Kusine zweiten Grades, verheiratet, hatte aber zahlreiche Liebschaften mit einigen bedeutenden Frauen jener Zeit.

Wie üblich in der gehobenen Bürgerschicht, so hatte Erik Gustaf Geijer anfangs einen Privatlehrer um später das Gymnasium in Karlstad zu besuchen, wo er 1799 auch die Hochschulreife machte. Noch im gleichen Jahr begann er ein philosophisches Studium an der Universität Uppsala, was er jedoch ohne große Motivation anging. Im vierten Studienjahr verfasste Geijer jedoch sein erstes Werk mit dem Titel Äreminne öfver riksföreståndaren Sten Sture den äldre, wofür er mit dem großen Preis der Svenska Akademien ausgezeichnet wurde. Im Jahre 1806 machte Geijer seine Kandidatenprüfung und legte seine Disputation vor. Seine Leistungen reichten zu dieser Zeit jedoch nicht für eine Laufbahn an der Universität aus.


Ab 1808 wurde Erik Gustaf Geijer daher Privatlehrer in Stockholm, im Jahr darauf heiratete er und ging mit seinem Schüler für ein Jahr nach London. Als er 1810 zurück nach Schweden kam, wurde er als Dozent an der Universität in Uppsala zugelassen und veröffentlichte sein romantisch-philosophisches Werk Hvilka fördelar kunna vid menniskors moraliska uppfostran, dragas af deras inbillnings-gåfva m.m.? für das er erneut von der Svenska Akademien einen Preis erhielt.

Noch im gleichen Jahr gründete Erik Gustaf Geijer den nationalistischen Verband Götiska förbundet und gründete die Zeitschrift Iduna in der er erstmals auch seine Gedichte veröffentlichte. Insbesondere zu erwähnen sind hier Werke wie Vikingen, Odalbonden und Den siste kämpen, die alle eine Verbindung zur Mythologie Schwedens haben und Geijer letztendlich zur bedeutendsten Person seiner Zeit machten, die die Größe und die Errungenschaften Schwedens in den Vordergrund stellte und dabei eine nationalistische Bewegung in Gang setzte. Geijer wollte hier an die Schriften von Olof Rudbeck dem Älteren anknüpfen, der die Wiege der Götter in Schweden sah.

Bereits im folgenden Jahr stellte Erik Gustaf Geijer fest, dass eine wissenschaftliche Karriere sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, jedoch wenig einbringt. Der Schriftsteller überlegte daher in den weitaus lukrativeren Kirchendienst zu wechseln und begann diesen Weg vorzubereiten indem er das Buch Försök till psalmer schrieb, ein Werk, das die Religion in eine gemeinsame Linie mit der schwedischen Geschichte, der Sagenwelt und der Mythologie setzte und dabei ein extrem konservatives Gesellschaftsbild zeichnet.

Aber Erik Gustaf Geijer entschied sich dann doch dafür eine wissenschaftliche Karriere fortsetzen, auch wenn er seinen Geldbedarf bis 1814 durch Privatunterricht klären musste. Ab 1814 änderte sich dann das Blatt für Geijer und er bekam ein Vikariat als Professor an der Universität Uppsala, das sich zwei Jahre später in eine ordentliche Professur verwandelte. Als Professor wurde der Schriftsteller auch als Politiker aktiver und war ein Hardliner der konservativen Politik, die Schweden zur wohlverdienten Größe zurückbringen sollte.

Wenig klar ist, warum sich Erik Gustaf Geijer ab Mitte der 30er Jahre plötzlich von seiner konservativen Linie abwandte und liberale Gedanken vertrat und sich, unter anderem, für die Freilassung der schwedischen Sklaven in der schwedischen Kolonie Saint-Barthélemy einsetzte. Durch diesen plötzlichen Geisteswandel verlor er alle seine bisherigen Freunde, insbesondere auch die Freundschaft mit Per Daniel Amadeus Atterbom, und Geijer verwandelte sich in einen Einzelgänger, der das gesellschaftliche Leben plötzlich zu meiden begann. Wissenschaftler, die sich bisher intensiv mit Geijer auseinandersetzten, sehen in seinem Wandel allerdings den Wunsch sich der neuen Strömung in der Regierung anzupassen und damit seine Karriere nicht in Gefahr zu bringen.

Die literarischen Arbeiten von Erik Gustaf Geijer teilen sich, wie seine politische Karriere, in zwei Epochen, denn die Gedichte, die Geijer bis Mitte der 30er Jahre veröffentlichte zeigen den fanatischen Geist des göttlichen Reiches Schweden. Heute werden diese Werke weniger als schöngeistig betrachtet und auch nicht als besondere Leistung. Torgny Segerstedt der Jüngere ging sogar so weit zu behaupten, dass Geijer mit seinen Gedichten lediglich politische und pädagogische Interessen hatte, die den Patriotismus in Schweden stärken sollten. Aus literaturhistorischen Gründen werden einige seiner Gedichte allerdings noch heute in verschiedenen Anthologien aufgenommen. Die Svenska Akademien hat kürzlich auch seine gesammelten lyrischen Werke aufgelegt.

Während der zweiten Epoche seines Schaffens verlässt Erik Gustaf Geijer die heidnische Zeit und die Mythologie und geht auf eine romantische Lyrik über, die oft auch zum Realismus wird. Geijer schreibt nun Gedichte, die auch zum großen Teil vertont werden und zeigen, dass der Schriftsteller auch in der Lage ist schöngeistig zu schreiben ohne erzieherisch sein zu wollen.

Als wissenschaftlicher Autor ist Erik Gustaf Geijers einer der ersten sogenannten Hävdatecknare des Landes, was bedeutet, dass er geschichtliches Material, vor allem für seine Vorlesungen, sammelte und dann den Inhalt in einem Buch logisch zusammenfasste. Da Geijer seine Themen, insbesondere Monographien historischer Herrscher Schwedens, so wählte, dass er der erste war, der darüber schrieb, wurden alle seine Aussagen als Wahrheit genommen und beeinflussten die Geschichtsschreibung bis ins 20. Jahrhundert. Sein bekanntestes Werk wurde dabei das dreibändige Werk Svenska folkets historia aus den Jahren 1832 bis 1836, das auch ins Deutsche übersetzt wurde und noch heute als Referenz gilt, obwohl die Abhandlung, von der aktuellen Warte aus, mehr als nur zweifelhaft ist.

Die konservative Denkweise von Erik Gustaf Geijer, gemeinsam mit jener von Esaias Tegner, führten im 20. Jahrhundert zur Verteidigung der Rassenbiologie und stützten die historischen Rechte Hitlers, auch wenn man bei Geijer nur die erste Phase seines Schaffens heranzog und die späteren liberalen Gedanken bewusst außer Acht ließ.

Erik Gustaf Geijer wurde 1825 in die Svenska Akademien gewählt, wo er Malte Ramels auf dem Stuhl Nummer 14 folgte. 1935 wurde Geijer in die Kungliga Vetenskapsakademien aufgenommen und zwischen 1825 und 1828 ging er in die Kommission ein, die über die damalige Schulreform entschied.

Copyright: Herbert Kårlin

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