11 januari 2013

Henry Olsson und die wissenschaftliche Literaturgeschichte

Henry Olsson wurde am 18. April 1896 als Sohn des Kaufmanns Emil Olsson und dessen Frau Anna Andersdotter in Köla im Värmland geboren und starb am 11. Januar 1985 in Stockholm. Am 10. Oktober 1926 heiratete Olsson die Pfarrerstochter Birgit Louise Ekelund.

Über die Kindheit von Henry Olsson ist wenig bekannt, aber da er in wohlhabendem Haus aufwuchs, ist anzunehmen, dass der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller anfangs zu Hause unterrichtet wurde bevor er das Gymnasium in Karlstad besuchte, wo er im Jahre 1914 die Hochschulreife ablegte. Am 1. September 1914 schrieb sich Olsson an der Universität Uppsala ein um Literaturgeschichte zu studieren. Die Wahl des Studiums beruhte vor allem auf seinem Interesse an Theater und Literatur, das er bereits als Jugendlicher gezeigt hatte.


Zwischen dem Ende seines Studiums in Uppsala und seiner Disputation im Jahre 1927 an der Universität Stockholm arbeitete Henry Olsson als Lektor, Lehrer und wissenschaftlicher Archivar in Uppsala. Nach der Disputation begann er in Stockholm an der Universität Literaturgeschichte zu unterrichten. Seine Aufsätze und wissenschaftlichen Arbeiten waren von Beginn an auf drei Personen ausgerichtet, nämlich auf Carl Jonas Love Almqvist, Carl Snoilsky und Gustaf Fröding, denen er in gewisser Weise das Leben widmete.

Auch wenn Henry Olsson eine bedeutende Anzahl an Büchern veröffentlichte, so handelt es sich dabei ausschließlich um eine Suche nach der Geschichte der drei Autoren, die in fesselten. Bei dieser Suche machte es sich der Schriftsteller und Wissenschaftler nicht einfach, denn er versuchte, vor allem bei Almqvist und Fröding nicht nur ein möglichst realistisches Bild zeigen, sondern er versuchte auch ihre Handlungen zu erklären indem er auf die Psychologie Alfred Adlers zurückgriff und einzelne Handlungen der Schriftsteller zu deuten und zu analysieren versuchte. Die Linie zwischen reiner wissenschaftlicher Abhandlung und literarischer Freiheit ist daher teilweise kaum zu finden.

Insbesondere bei den Almqvist-Studien von Henry Olsson kann man selbst den Gedankengängen des Schriftstellers folgen, da er nahezu bis zur Besessenheit immer neue und überarbeitete Werke über den Dichter veröffentlichte und dabei immer wieder Schwerpunkte verlagerte, eine Eigenschaft, die er auch bei seinen Werken über Fröding und Snoilsky folgte, wenn auch in weitaus geringerem Masse.

Als Henry Olsson an der Universität Stockholm zu unterrichten begann, begann er mit allgemeinen literaturhistorischen Vorlesungen, genauer genommen beleuchtete er das gesamte Leben von Gustaf Fröding. Der Inhalt der Vorlesungen erschien 1950 unter dem Titel Fröding, ett diktarporträtt und zeigt sowohl die Denk- als auch die Schreibweise Olssons, da dieser nicht mit der Person Fröding beginnt, sondern erst Hintergründe zum Värmland bietet, das den Schriftsteller geformt hat. Nach Olsson kann man ein literarisches Werk nicht losgelöst von seiner handelnden Umgebung und der persönlichen Geschichte des Autors betrachten, sondern muss die Werke in einem Gesamtkontext sehen. Diese Feinarbeit, die bei einer entsprechenden Betrachtungsweise nötig ist, ist auch die Ursache dafür, dass sich Olsson sein ganzes Leben lang nur auf drei Personen festlegen konnte und dennoch nie ganz mit seinen Arbeiten zufrieden war.

Auf Grund der intensiven Arbeit mit Almqvist und Fröding und den zahlreichen Veröffentlichungen wurde Henry Olsson zu einer Referenz in beiden Fällen, auch wenn er in vielen Punkten nicht zu den gleichen Ergebnissen kam wie andere Literaturwissenschaftler und durch seine psychologischen Erklärungen nicht immer auf der Suche nach der Wahrheit, sonder oft auf der Suche nach einer möglichen Ursache des Schreibens der Schriftsteller war. Seine Bücher geben jedoch auf jeden Fall noch heute Denkanstöße, die rein wissenschaftliche Sachbücher mehrheitlich nicht liefern könnten.

Das letzte Buch Henry Olssons erschien 1984, als der Autor bereits 88 Jahre alt war. Allerdings präsentierte Olsson hier keine neuen Erkenntnisse, sondern eine Sammlung früherer Arbeiten, die deutlich zeigen, dass Olsson die Grenze der Wissenschaft sehr oft überschritten hat indem er den Schriftstellern über die er schrieb ein Gesicht gab und literarische Bilder malte, was sicher auch dazu beitrug, dass Olsson auch von nicht-wissenschaftlichen Lesern entdeckt wurde.

Am 28. Mai 1952 wurde Henry Olsson in die Svenska Akademien gewählt, wo er nach Bengt Hesselman auf dem Stuhl Nummer 5 Platz nahm. Von 1960 bis 1971 war der Schriftsteller zusätzlich im Nobelkomitee. Bereits im Jahre 1947 war Olsson auch in die Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien gewählt worden.

Copyright: Herbert Kårlin

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