27 januari 2013

Tora Dahl, die Bewältigung einer unehelichen Geburt

Tora Dahl wurde am 9. Juni 1886 als uneheliche Tochter des Architekten Gustaf Dahl und der Bäckerin Emma Nilsdotter in Stockholm geboren und starb am 30. Januar 1982 in Södertälje. Dahl war von 1914 bis zu seinem Tod im Jahre 1958 mit dem Literaturkritiker Knut Jaensson verheiratet.

Ihre Kindheit verbrachte Tora Dahl überwiegend bei ihrer streng religiösen Pflegemutter Emma Kjärr. Erst mit etwa elf Jahren zog sie dann von Nacka zu ihrer biologischen Mutter auf Östermalm in Stockholm. In der Schule zeigte sich schnell die Begabung des Mädchens, das bereits mit 16 Jahren die Hochschulreife ablegte. Im Jahre 1902 war Dahl dann eine der ersten weiblichen Studenten der Hochschule Stockholm, der heutigen Universität.


Im Jahre 1908 schloss Tora Dahl ihr naturwissenschaftliches Studium mit den Hauptgebieten Mathematik und Biologie ab um anschließend als Lehrerin zu arbeiten. Auch wenn Dahl an der naturwissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben war, so fand man in ihrem Freundeskreis mehr Schriftsteller und Poeten wie Carl Gustaf Adelborg und Ivar Conradsson. Auch ihre Ehe mit Knut Jaensson beruhte viel auf den gemeinsamen Interessen für Literatur.

Im gemeinsamen Haus auf Lidingö entwickelte sich nach der Ehe ein Zentrum der modernen Literatur, das in den 30er Jahren einem der früheren literarischen Salons glich, da Tora Dahl und Knut Jaensson extrem gastfreundlich waren und nahezu ständig junge Autoren als Gäste hatten mit denen sie sehr angeregte Diskussion über die literarische Entwicklung Schwedens führten.

Trotz der literarischen Einflüsse veröffentlichte Tora Dahl ihr erstes Buch erst im Alter von 49 Jahren. Bereits ihr erster Roman Generalsgatan 8 war durchzogen von eigenen Erlebnissen, auch wenn die Autorin um diese Zeit das Thema der Zerbrechlichkeit eines Menschen mehr allgemein als persönlich behandelte. Das psychologische Einfühlungsvermögen in die Personen, das die Schriftstellerin bereits bei diesem ersten Werk zeigt, beweist jedoch wie persönlich dieses Buch bereits war. Auch in ihren folgenden Werken Avdelning II, sal 3 von 1948 und Det som har varit von 1952 spürt man das Einfühlungsvermögen Dahls in Personen, denen es das Leben nicht sehr leicht machte.

Auch wenn diese Romane einen gewissen Erfolg hatten und von der Kritik positiv aufgenommen wurden, so brachten ihr erst die 19 autobiographischen Werke wirklich die literarische Anerkennung und den Durchbruch. Die Bände, die Tora Dahl zwischen 1954 (Fosterbarn) und 1966 (… när du kommer ut i livet) schrieb, handeln vom Mädchen Gunborg, so dass immer wieder Zweifel darüber aufkamen, ob es sich bei diesen Bänden um autobiographische Romane oder um Fiktion handelte.

Ab En bit på väg aus dem Jahre 1968 verzichtet Tora Dahl dann jedoch auf jede Anonymität und benutzt bis zum Roman Återseende im Jahre 1980 ihren wahren Namen und verzichtet auch darauf die anderen handelnden Personen in irgendeiner Weise zu verschlüsseln. Diese lange Reihe an Bekenntnisromanen waren sicherlich in der Strömung der Zeit, aber kaum eine Autorin Mitte des 20. Jahrhunderts war in der Lage die Leser so stark zu bewegen wie Tora Dahl, auch wenn die Autorin, im Gegensatz zu Sun Axelsson, keinen feministischen Aspekt unterbrachte, der um diese Epoche einen Verkaufserfolg garantierte.

Ihr ganzes Leben lang hatte Tora Dahl das Gefühl eine Ausgestoßene der Gesellschaft zu sein, was auf ihre komplizierte Kindheit zurückzuführen war, denn die Pflegemutter griff zu einer streng religiösen Erziehung, die Mutter traf sie die ersten elf Jahre nur an Sonntagen und die Beziehung zum Vater war im Grunde nicht vorhanden. Als uneheliches Kind war Dahl auch das ideale Opfer für Mobbing während der Schulzeit, denn unverheiratet auf die Welt zu kommen galt als Schande. Hinzu kamen noch mehrere unglückliche Liebesgeschichten, die alle mit der Trennung endeten, bis sie 1913 Knut Jaensson traf, also mit 27 Jahren, was in jener Zeit bereits als sehr spät für eine Partnerschaft angesehen wurde.

Das mangelnde Selbstvertrauen von Tora Dahl war vermutlich auch dafür verantwortlich, dass sie es erst so spät wagte an die Öffentlichkeit mit ihren Werken zu treten, denn für die Schublade hatte sie auch vorher geschrieben, auch wenn man nie erfahren wird, ob diese Aufzeichnungen später in ihren Büchern verarbeitet wurden oder einfach mit ihrem Tod verschwanden.

Copyright: Herbert Kårlin

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