5 januari 2013

Yrsa Stenius und die Grenzen der linken Manipulation

Yrsa Stenius wurde am 7. Januar 1945 als Tochter des Architekten Olof Stenius und der Schauspielerin Dorle von Wendt in Helsingfors (Helsinki) in Finnland geboren und verbrachte bis 1978 in Finnland um anschließend, als Finnlandschwedin in die schwedische Hauptstadt Stockholm zu ziehen, wobei die Journalistin und Schriftstellerin nach wie vor Finnland als ihre wahre Heimat betrachtet.

Die Kindheit verbrachte Yrsa Stenius in einer bürgerlichen Familie der Mittelklasse, in der Kunst und Kultur wichtig waren. Nach ihrer Hochschulreife im Jahre 1964 studierte Stenius nordische Literatur und Philologie an der Universität in Helsingfors, wo sie sich auch sehr schnell den linken Kreisen der Studenten der 60er Jahre anschloss.


Bereits 1968 wurde Yrsa Stenius Chefredakteur des Studentbladet, dem Sprachrohr der extrem linken Studentenwelt, wobei der Einfluss der Zeitschrift zu jener Zeit auch weit über die Grenzen der Universität hinausreichte. Als Sozialdemokratin behielt sie die Chefredaktion jedoch nur etwa ein Jahr lang bevor sie gefeuert wurde. Noch im gleichen Jahr wurde sie dann jedoch als Radaktionssekretärin beim Svenska Demokraten eingestellt, dem Sprachrohr der finnlandschwedischen Sozialdemokraten, das bald darauf in Arbetarbladet umbenannt wurde.

Auch wenn Yrsa Stenius in erster Linie links orientierte Journalistin ist, die von Beginn an  eigene Wege ging, da sie zwar analytisch und auf intellektuelle Weise an ihre Artikel heranging, aber immer wieder die Kritik zu hören bekam, dass ihre Texte schwer zu lesen seien und oft für weniger gebildete Personen kaum begreiflich sind, was allerdings zutrifft, da Stenius zwar links denkt, aber nicht für die Arbeiter schreibt, sondern für die intellektuelle linke Schicht, die sie früher an der Universität getroffen hat.

Noch bevor Yrsa Stenius nach Schweden umzog, veröffentlichte sie im Jahre 1975 ihr erstes Buch mit dem Titel I väntan på vadå?, das die Manipulation der Gesellschaft durch den Kapitalismus relativ gut beschreibt und vor allem in Schweden eine beachtliche Auflage erreichte und im Zuge der Zeit extrem positive Kritiken bekam.

In Stockholm begann Yrsa Stenius für die Abendzeitung Aftonbladet zu arbeiten, wo sie bereits 1982 zur Chefredakteurin aufstieg und selbst die Macht und die Manipulation ausübte, die sie bis dahin angegriffen hatte. Als Stenius dies bemerkt und ihren Posten beim Aftonbladet aufgab um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, geriet sie in eine persönliche Krise, die man in ihrem Buch I makten och kvinnligheten großenteils wiederfinden kann.

Bereits neben ihrer journalistischen Arbeit schrieb Yrsa Stenius weiterhin kritische Bücher zu politischen Themen, allen voran das Buch Jag älskar mig : gåtan Albert Speer, das vom ehemaligen deutschen Rüstungsminister Albert Speer ausgeht um dann jedoch Parallelen zur finnischen Oberklassen-Gesellschaft der 70er Jahre zu suchen.

Als Thema wählt Yrsa Stenius auch nach Albert Speer starke Männer, unter anderem Olof Palme, was automatisch bedeutet, dass ihre Bücher Aufsehen erregen und eine große Lesergruppe finden. Auch wenn die Schriftstellerin ihre Leser vielleicht nicht mutwillig manipulieren will, so sieht sie jedoch Ereignisse und Personen grundsätzlich nur aus ihrem Winkel und teilt sie in gut oder böse ein. Durch ihre Reputation als ein Führer der linken Bewegung erntet sie dadurch auch entsprechend zweiseitige Kritik für ihre Arbeiten und führt den Leser zu ihren persönlichen Meinungen.

Da Yrsa Stenius keine Kompromisse kennt wenn es um ihre persönliche Meinung und Analyse geht, ist sie unbequem, selbst für einen Teil der Sozialdemokraten Schwedens und Finnlands, was sich insbesondere bemerkbar machte, als Stenius 2007 Pressombudsman wird, denn auf Grund ihrer Angriffe über die Berichtserstattung über die Affäre Jan Guillou weigern sich zahlreiche Journalisten Schwedens überhaupt mit ihr zu reden, was für eine Schiedsperson einer klaren Misstrauenserklärung entspricht.

Nie lässt sich Yrsa Stenius, weder als Journalistin noch als Schriftstellerin, von ihrer persönlichen Gratwanderung abhalten, denn sowohl ihr Buch Tills vinger brister im Jahre 2002, einer Studie der Licht- und Schattenseite von Jussi Björling als auch ihr folgendes Buch Lögnens olidliga lätthet des Jahres 2004, in dem sie vier wichtige Personen der Zeitgeschichte beleuchtet um zu analysieren wie weit diese eine Lüge zur Wirklichkeit machen konnten um ihr Gewissen zu beruhigen, zeigen, dass Yrsa Stenius eine eigene Meinung hat, die zwar eine mögliche Realität darstellen kann, aber auch Manipulation sein kann. Stenius versucht zu analysieren, indem sie sich auf eine linke intellektuelle Position stellt und jede andere Warte und Denkweise ausschließt, eine Methode, die ihr eine garantierte Leserschicht bringt, die etwa so groß ist wie jene Schicht, die ihre Bücher als tendenziell ablehnt.

In Erstaunen versetzt jedoch das letzte Buch von Ylva Stenius, denn Taxar, kärlek och sorg, das im Jahre 2007 erschien, ist ein sehr persönliches Buch der Autorin in dem sie von ihrem Verhältnis zu ihren eigenen Hunden erzählt von denen sie seit 60 Jahren begleitet wird. Das mit einem gewissen Humor geschriebene Buch zeigt keine Grenze zwischen Erinnerung, Autobiographie und der Psychologie von Hunden.

Copyright: Herbert Kårlin

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