16 april 2013

Maria Wine, die schwedische Poetin der Liebesgedichte

Maria Wine wurde am 8. Juli 1912 unter dem Namen Karla Maria Petersen unehelich in Kopenhagen geboren. Der Vater, ein Direktor, kümmerte sich nicht um seine Tochter und die Mutter brachte das Mädchen als Vierjährige in ein Kinderheim, das die Schriftstellerin später in ihrem Buch Man har skjutit ett lejon mehr als Torturheim beschreibt als als Kinderheim. Wine starb am 22. April 2003 in Solna und war ab 1936 mit dem Schriftsteller Artur Lundkvist verheiratet.

Als Maria Wine von ihrer Tante und dessen Mann aus dem Kinderheim geholt und adoptiert wurde, änderte sich ihr Leben kaum, denn der Stiefvater war Alkoholiker und die Tante sah die Jugendliche nur als kostenloses Dienstmädchen. Die Wende kam für Maria Wine, die ihren wahren Namen nie mochte und daher langsam ihren zweiten Vornamen und den Familiennamen der Mutter übernahm, als sie im Zug nach Røvig sass, wo sie im Jahre 1936 Ferien machen wollte und im Waggon den Schriftsteller Artur Lundkvist traf.


Maria Wine, Dikter. Ett urval, Albert Bonniers Förlag, Titel: Birgitta Emilsson

Nach dem Aufenthalt in Røvig schrieben sich Maria Wine und Artur Lundkvist regelmäßig Briefe und nur wenige Monate später heiratete die beiden bürgerlich in Kopenhagen und Wine zog mit ihrem Mann nach Stockholm, wo Lundkvist sie in den literarischen und künstlerischen Kreis der Hauptstadt einführte.

Da Maria Wine die ersten Jahre in Schweden mit der schwedischen Sprache kämpfen musste und auch einen Nachholbedarf in Fragen Literatur hatte, da Bücher in ihrer Kindheit nahezu ein Tabu waren, dauerte es bis 1942 bevor Wines ersten Gedichte im literarischen Kalender Horisont erschienen. Nur ein Jahr später veröffentlichte Bonniers dann auch ihre erste Gedichtsammlung unter dem Titel Vinden ur mörkret. Dies war vermutlich das einzige Werk bei dem die Autorin noch von ihrem Mann bei der Formulierung der Gedichte noch unterstützt wurde.

Neben ihren beiden autobiografischen Werken Man har skjutit ett lejon im Jahre 1951 und Minnena vakar im Jahre 1994 hat Maria Wine nahezu ausschließlich Lyrik geschrieben. Obwohl die Lyrikerin in zahlreichen Gedichten auch die Natur als Inspirationsquelle hatte, wurde sie vor allem durch ihre Liebesgedichte bekannte, die ihre gesamte Schaffensphase durchziehen, zumal man bei der Lektüre dieser Gedichte in chronologischer Folge sehr oft des Gefühl bekommt, dass sie dem Leser ihr Gefühlslebenleben mit Artur Lundkvist und später auch seinen Tod miterleben lässt.

Die Liebesgedichte von Maria Wine zeugen von einer erstaunlichen Erotik und einer Sensualität, die man selten in Gedichten findet. Manche Kritiker sahen in diesen Gedichten auch die Suche der Autorin nach einer übergreifenden Liebe, die sich unter Umständen dadurch erklärt, dass das Ehepaar Wine Lundkvist eine sehr freie Ehe führte, was insbesondere Lundkvist mehrmals für vorübergehende Trennungen benutzte. Auch wenn Wine dieser „Ehebedingung“ bis zum Tode des Ehemannes im Jahre 1991 immer zustimmte und auch respektierte, dass Lundkvist nie Kinder haben wollte, so ist kaum bekannt wie Maria Wine wirklich dazu stand, so dass auch die Interpretationen der Gedichte von Seiten der Literaturwissenschaftler und Kritiker mehr als Spekulation zu sehen sind.

Die Lyrik von Maria Wine ist in großer Linie von ihrem Ehemann und der Stockholmer literarischen Schicht beeinflusst, wo die Dichterin auch die Bekanntschaft mit der damals modernen Psychoanalyse und dem Surrealismus machte, mit Bereichen, die sie in etwas vereinfachter Form auch in ihren Werken mit aufnahm. Sehr deutlich sieht man jedoch die Entwicklung von ursprünglich ungebunden Versen zur Prosalyrik, die in den letzten ihrer Werke die Oberhand gewinnt.

Dass viele Gedichte Wines bereits in sich eine Musikalität tragen, kann auch dadurch feststellen, dass zahlreiche ihrer Werke vertont wurden und noch heute in vielen Liederbüchern zu finden sind. Trotz der Einflüsse von unterschiedlicher Seite blieben die Gedichte der Schriftstellerin immer verständlich und sprechen vor allem Frauen in jeder Lebenslage an, da Wine in ihren Zeilen gleichzeitig eine Verwundbarkeit und ein Streitkraft zeigt, die dem Leser dabei hilft auch Krisen auf poetische Weise zu überwinden.

Maria Wine veröffentlichte innerhalb von knapp 50 Jahren rund 30 Bücher, die ab den 70er Jahren endgültig als bedeutende Werke der schwedischen Literaturgeschichte betrachtet wurden und Maria Wine 1976 den Bellmanpriset brachte, sie 1998 mit dem Lyrikpreis der Gustaf Fröding Gesellschaft ausgezeichnet wurde und 2001 mit dem Staatstitel Professor geehrt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

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