31 maj 2013

Erik Lindegren und die modernistische Lyrik Schwedens

Erik Lindegren wurde am 5. August 1910 als Sohn des Ingenieurs Ernst Tullius Lindegren und dessen Frau Alma Elisabet Elfgren in Luleå geboren und starb am 31. Mai 1968 in Stockholm. Lindegren war in erster Ehe mit Laila Bill und in zweiter Ehe mit der Museumschefin Karin Bergqvist verheiratet.

Da der Vater von Erik Lindegren Ingenieur bei der Eisenbahn war, zog die Familie sehr häufig um und der Junge entdeckte sehr früh nahezu ganz Schweden. Die Schule begann er in Malmö, setzte sie jedoch in Kiruna fort um jedoch in Östersund die Hochschulreife abzulegen, da es in Kiruna kein Gymnasium gab. Das Elternhaus war bürgerlicher gehobener Mittelstand, der es der Familie erlaubte die Sommer jeweils im Badeort Ängelholm zu verbringen.

Erik Lindegren, Mannen utan väg, Podium Förlag, Stockholm, 2000

Die literarischen Interessen von Erik Lindegren zeigten sich bereits sehr früh, denn er begann bereits im Gymnasium Gedichte für Heimdall, die Zeitschrift der Schule, zu schreiben und wurde auch deren Redakteur. Lindegrens Lyrik zeigte vom ersten Tag an eine modernistische Richtung, die er in gewisser Weise sein Leben lang fortsetzte.

Nach seinem Abitur und seinem Militärdienst in Gävle zog Erik Lindegren nach Stockholm und begann an der dortigen Universität Literaturgeschichte und Philosophie zu studieren, ohne jedoch je einen Abschluss zu machen. Statt der Universitätsstudien beschäftigte sich Lindegren einige Jahre lang privat mit Literatur, auch wenn unter seinen Werken dieser Zeit nur wenig veröffentlicht wurde und einige Romane nur als Fragmente entstanden. Lindegren beschäftigte sich mit dem europäischen Modernismus, lernte aber ab 1939 auch viel durch seine persönlichen Kontakte mit Artur Lundkvist und war insbesondere angezogen von der Lyrik Rabbe Enckells, den er 1937 in einer Künstlerkolonie getroffen hatte.

Im Jahre 1935 erschien dann mit Posthum ungdom die erste Gedichtsammlung von Erik Lindegren, ein Werk, das man mehr als Übungsbuch des Autors betrachten muss, da er hier eine rein akademische Dichtung bietet, die das Bild eines Dandy liefert, der das Leben nicht kennt. Später sollte der Autor dieses Werk, das nur durch die Unterstützung von Anders Österling erschienen war, kaum noch als sein eigenes erkennen.

Bei Kriegsausbruch zog Erik Lindegren, gemeinsam mit Lundkvist und Maria Wine in eine Villa in Dalarö, wo sie Rainer Maria Rilke übersetzten und eine Serie mit ausländischen Modernisten planten, die jedoch nie realisiert wurde. In diesen Jahren reifte jedoch auch die Dichtkunst Lindegrens und im August 1940 beendete er mit dem Lyrikband Mannen utan väg sein bedeutendstes Werk mit einer modernistischen, disharmonischen Bildsprache, die man in den 40er Jahren nur noch bei Gunnar Ekelöf in dieser Perfektion finden kann.

Das fertige Manuskript reichte Erik Lindegren bei Bonniers ein. Nach der Lektüre einiger der Gedichte lehnte der Verlag die Veröffentlichung jedoch ab, da die Lektoren die Lyrik Lindegrens für unverständlich hielten und den Dichter intern als Verrückten bezeichneten. Ein Jahr später konnte der Schriftsteller dann einige der Gedichte in der Zeitschrift Horisont veröffentlichen und 1942 entschied er sich, mit Hilfe des Geldes seines Vaters, das Werk im Selbstverlag zu veröffentlichen. Das Werk blieb nahezu unbeachtet, da, außer seinen Freunden, weder Kritiker noch das Publikum die Bedeutung von Mannen utan väg verstanden. Erst gegen Mitte der 40er Jahre entdeckten dann, unter anderem auch Bonniers, die Bedeutung dieses Meisterwerkes.

Im Jahre 1942 wurde Erik Lindegren bei der Kulturredaktion der Aftontidningen beschäftigt. Parallel dazu übersetzte er Werke von T. S. Elliot, William Faulkner, Saint-John Perse und erneut Rilke und er veröffentlichte eigene Essays und Gedichte bei Bonniers litterära magasin (BLM), Vi, Kulturfront und anderen kulturellen Zeitschriften. Als 1947 Lindegrens Gedichtsammlung Sviter erschien, war er einer der anerkanntesten modernistischer Dichter Schwedens geworden.

Nahezu gleichzeitig mit seinem Lyrikband Sviter erschien auch Deviser, ein Buch bei dem Erik Lindegren Gemälde der Halmstadgruppe mit eigenen Gedichten ergänzt und das als eines der Meisterwerke des Schriftstellers betrachtet wird. Im Folgejahr vertont Karl-Birger Blomdahl seine Gedichtsuite Pastoralsvit und Lindegran wird als Chefredakteur der neuen Kulturzeitschrift Prisma eingestellt.

Nach 1950 erscheint nur noch ein einziger Gedichtband von Erik Lindegren, da der Lyriker sich immer mehr auf Übersetzungen verlegt, als Opernlibrettist aktiv wird und für die Dagens Nyheter als Kulturrezensent zu arbeiten beginnt. Zu den wichtigsten Übersetzungen Lindegrens gehören in dieser Zeit Werke von Saint-John Perses, Nelly Sachs und Zbigniew Herbert.

Im Jahr 1962 wird Erik Lindegren, nach Dag Hammerskjöld, auf den Stuhl Nummer 17 der Svenska Akademien gewählt, einer Zeit in der er sich auch sehr im Nobelpreiskomitee engagierte. Bereits 1969 starb der Dichter dann jedoch, nach längerer Krankheit, an Krebs.

Copyright: Herbert Kårlin

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