31 december 2012

Fredrika Bremer, ein Pionier der schwedischen Frauenbewegung

Fredrika Bremer wurde am 17. August 1801 als Tochter des Großhändlers Karl Fredrik Bremer und dessen Frau Birgitta Charlotta Hollström im finnischen Pikis bei Åbo (Turku) geboren und starb am 31. Dezember 1865 auf dem Schloss Årsta in Haninge bei Stockholm.

Bereits 1805 zog die Familie Bremer nach Stockholm, wo der Vater das Schloss Årsta und den Hof Nynäs kaufte, die beiden Gebäude in denen Fredrika Bremer ihre Kindheit und ihre Jugend verbrachte. Wie damals üblich in der gehobenen bürgerlichen Schicht Schwedens hatte die Schriftstellerin Privatunterricht und musste vor allem die gesellschaftlichen Gepflogenheiten lernen, da das Ziel der Eltern war, dass die Tochter in eine möglichst angesehene Familie einheiraten kann.


Durch eine Reise nach Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Holland sollte die Ausbildung von Fredrika Bremer als gebildete Dame der Oberschicht abgeschlossen werden, was zu Beginn auch seine Früchte zeigte, denn nach der Rückkehr nach Stockholm nahm Bremer aktiv am Gesellschaftsleben der Hauptstadt teil, übte sich in der Kunst der Konversation und las ihre Gedichte vor. Da Fredrika Bremer jede berufliche Tätigkeit untersagt war, das Gesellschaftsleben sie jedoch nicht auslastete, begann sich die Schriftstellerin um Arme, Kranke und sozial Ausgestoßene zu kümmern, was auch ihrer religiösen Einstellung entsprach.

Als der Vater von Fredrika Bremer im Jahre 1830 starb, führte die Schriftstellerin ihre wohltätigen Aktivitäten fort, begann aber gleichzeitig an ihrer Trilogie Teckningar utur hvardagslifvet zu arbeiten, die sie entsprechend der englischen Briefromane jener Epoche schrieb. Das in großen Zügen autobiographische Werk in das auch die beiden Teile der Familie H*** eingehen, veröffentlichte Bremer anonym. Die Trilogie gilt als das Schlüsselwerk der Autorin. Im Jahre 1844, als längst bekannt war wer das Werk geschrieben hat, erhielt sie für dieses Werk auch den großen Preis der Svenska Akadamien.

In der gleichen Epoche hatte Fredrika Bremer einen sehr intensiven Briefwechsel mit dem Pädagogen Johan Böklin mit dem sie religiöse und philosophische Fragen diskutierte. Böklin machte der Schriftstellerin mehrere Heiratsanträge, die Fredrika jedoch alle ablehnte. Als Böklin dann eine andere Frau heiratete, zog sich Fredrika Bremer weitgehend vom gesellschaftlichen Leben zurück, ohne jedoch die briefliche Diskussion mit Böklin aufzugeben.

Nachdem sich Johan Böklin kurzfristig verheiratet hatte, verließ Fredrika Bremer Stockholm und lebte überwiegend bei Gräfin Stina Sommerhielm in Norwegen, wo 1939 auch ihr Roman Grannarne entstand, ein Roman, der erneut autobiographische Züge hat, aber mit ihren persönlichen Hoffnungen auf eine veränderte Zukunft gemischt ist. Dieser Roman ist weitaus weniger moralisierend und objektiver gehalten als ihre Trilogie, was vermutlich damit zusammenhängt, dass sich die Schriftstellerin vorher  ausführlich mit Wolfgang von Goethe beschäftigt hatte und dadurch ihren Stil verändert hatte.

Sowohl bei Grannarne als auch dem Folgeroman Hemmet spürt man sehr deutlich, dass Fredrika Bremer mit ihren Werken auch ein persönliches Ziel anstrebt und sich Gedanken über die Rolle der Frau in der Gesellschaft macht, denn sowohl die Erzählerin in ihren Werken als auch die Hauptfigur ist nun in der Regel eine unverheiratete Frau, deren Leben von den Entscheidungen des Vaters abhängt, was zu jener Zeit normal war, da eine Frau nicht mündig war.

Als Fredrika Bremer im Jahre 1840 nach Stockholm zurückkehrt, ist sie auf Grund ihrer Werke international bekannt und beginnt sich erneut für das gesellschaftliche Leben Stockholms zu interessieren, wendet sich nun jedoch mehr der intellektuellen Schicht Stockholms zu, wo sie, unter anderem, Erik Gustaf Geijer, Esaias Tegnér und Malla Silfverstolpe trifft. 1842 erscheint dann Bremers erstes Werk bei dem sie sich von der schöngeistigen Literatur abwendet. Morgon-väckter ist ihr erster Werk, das unter ihrem wirklichen Namen erscheint und ist ein religiöses Bekenntnis zur damals aktuellen Debatte zur Religion.

In den 40er Jahren beginnt sich Fredrika Brenner mehr und mehr für das politische Geschehen Schwedens und die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu interessieren und dabei zu engagieren, was ihr in großen Teilen der Gesellschaft mehr Feinde als Freunde macht, da sich die Schriftstellerin nun nicht mehr einfach der Meinung und der Dominanz der Männer beugt. In den edlen Kreisen der Stadt wird die Schriftstellerin bald sogar als streitsüchtig und uneinsichtig betrachtet.

Im Jahre 1856 erscheint dann Fredrika Bremers zukunftsweisender Roman Hertha, der den Untertitel En själs historia, teckning ur det verkliga livet trägt. In diesem Werk fordert Bremer die Anerkennung der Frau als selbständige Person mit den gleichen Rechten wie ein Mann und stellt sich dabei auch gegen die damals üblichen Zwangsehen für Frauen. Mit diesem Roman wurde Fredrika Bremer eine Symbolfigur der Frauenbewegung Schwedens und bekam über Jahrzehnte hinweg die niederschmetternde Kritik der männlichen Kritiker zu spüren, die so weit gingen, dass sie Bremer selbst als gefühlskalt bezeichneten und als eine Gefahr für die bestehenden Gesellschaft sahen. Im Gegensatz zu ihrer feministischen Vorgängerin Hedvig Charlotta Nordenflycht gelang es Bremer jedoch dadurch die politische Diskussion über die Rechte der Frau anzustacheln und erreichte, dass der Reichstag im Jahre 1858 beschloss, dass unverheiratete Frauen mit 25 Jahren mündig wurden und drei Jahre später eine Hochschule für Lehrerinnen geschaffen wurde.

Nach Erscheinen des feministischen Romans Hertha machte Fredrika Bremer eine ausgedehnte Reise durch Europa und besuchte den Orient, eine Reise, die überwiegend von der Feministin Fredrika Limnell finanziert wurde und zu Bremers ihrem Werk Lifvet i gamla världen führte. Bremer besuchte bei dieser Reise vor allem Kirchen und entwickelte die Theorie, dass man eine Zukunftskirche schaffen sollte in der die Mehrheit der Religionen der Erde vereint werden sollen. Ausgenommen waren in ihren Augen lediglich die „unverbesserlichen“ Religionen, also all jene, die nicht in ihr persönliches christliches Weltbild passten.

Zurück in Schweden setzte sich Fredrika Bremer dann für einen Zwei-Kammern-Reichstag ein dessen Entstehen sie allerdings nicht mehr erlebte, da sie 1865 nach einer kurzen Krankheit starb, ein Jahr bevor der Reichstag tatsächlich zwei Kammern bekam.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar