9 december 2012

Carl David af Wirsén und der Widerstand gegen moderne Literatur

Carl David af Wirsén wurde am 9. Dezember 1842 als Sohn des Obersten Karl Ture af Wirsén und seiner Frau Eleonore von Schulzenheim auf dem Gut Bällsta bei Vallentuna geboren und starb am 12. Juni 1912 in Stockholm, wo er seit 1880 lebte. Wirsén wurde allerdings nicht in Stockholm, sondern in Uppsala begraben.

Der Poet Carl David af Wirsén wuchs in einem wohlsituierten, konservativen und strengen Elternhaus auf in dem die christlichen Werte eine wichtige Rolle spielten. Nach der Hochschulreife im Gymnasium in Stockholm machte er erst das Kanzleiexamen in Uppsala und setzte dann an der dortigen Universität sein Studium an der philosophischen Fakultät fort. Sein Studium schloss af Wirsén mit einem Doktortitel in Philosophie ab.


Nachdem Carl David af Wirsén nach einem Aufenthalt in Paris eine Abhandlung über die Reformen der schöngeistigen Literatur Frankreichs vom 16. und dem 19. Jahrhundert geschrieben hatte, wurde Wirsén als Professor für Literaturwissenschaft an die Universität Uppsala berufen. Da der Autor gleichzeitig Lektor für Schwedisch und Latein am Gymnasium in Uppsala wurde und, gemeinsam mit Hans Forsell, die Zeitschrift Svensk tidskrift herausgab, war seine Zukunft als „Lenker der schwedischen Sprache“ eingeleitet, die seine gesamte Zukunft dominieren sollte.

Die ersten Gedichte veröffentlichte Carl David af Wirsén unter dem Pseudonym Kuno im Jahre 1861 im Studentenkalender Isblomman und zwei Jahre später in einem Sammelwerk der konservativen literarischen Vereinigung Namnlösa sällskapet in Uppsala.  In den Folgejahren erschienen dann vereinzelt weitere, vor allem romantische, Gedichte des Autors, die, mit Ausnahme von Sång till minne af konung XV wenig bemerkt wurden.

Der literarische Werdegang von Carl David af Wirsén begann dann im Jahre 1876 mit seinem Umzug nach Göteborg, wo er nicht nur für die Kunstsammlung und die Bibliothek des Kunstmuseums Göteborg zuständig war, sondern auch seinen ersten Gedichtband Dikter, första samlingen veröffentlichte. Allein auf Grund dieses Werkes, seinen Beziehungen und der Abhandlung über die französische Literatur, wurde Wirsén 1879 auf den Stuhl acht der Svenska Akademien gewählt, wo er Carl Wilhelm Böttinger folgte.

Mit seinem Umzug nach Stockholm wurde Carl David af Wirsén erst Literaturkritiker bei den Post- och Inrikes Tidningar und einige Jahre später auch bei Vårt Land. Als ständiger Sekretär der Svenska Akademien hatte Wirsén nun mehrere bedeutende Aufgaben, die jedoch wegen der konservativen Haltung Wirséns die gesamte sprachliche und literarische Entwicklung Schwedens bremste. Wirsén verzögerte die Herausgabe der Svenska akademiens ordlista, weil er der Meinung war, dass die Rechtschreibung zu modern war, er verweigerte für die Psalmensammlung des Jahres 1889 jeden moderneren Psalm und er wurde der Schreck jeden jungen schwedischen Schriftstellers.

Carl David af Wirsén wurde durch die Unterstützung der konservativen literarischen Seite Schwedens eine Macht gegeben, die ihn zu einem Gott über die Literatur machte. Autoren wie Selma Lagerlöf, August Strindberg, Verner von Heidenstam oder auch der Norweger Henrik Ibsen fanden in seinen Augen keine Gnade und waren es, wegen ihrer modernen Art zu schreiben, unwürdig als Schriftsteller betrachtet zu werden. Wirsén konnte es auch über Jahre hinweg verhindern, dass Selma Lagerlöf der Nobelpreis in Literatur verliehen wurde und nur seine eigenen Vorschläge berücksichtigt wurden.

Die Leistung von Carl David af Wirsén innerhalb der schwedischen Literatur ist bis heute umstritten, auch wenn man mit Sicherheit sagen kann, dass er der letzte Poet zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, der nur die klassischen Werte der schwedischen Sprache und Literatur gelten ließ, wobei er bereits zu seiner Zeit als Fossil galt. Erschwerend kommt hinzu, dass af Wirsén gerade einmal sieben poetische Werke veröffentlichte, die viele Kritiker als schablonenartig betrachten und einen extremen Gottesglauben ausdrücken. Auch die Situation, dass af Wirsén im allgemeinen als aggressiver Besserwisser dargestellt wird, lässt persönliche Meinung und neutrale Literaturbetrachtung verschwimmen. In diesem Rahmen darf man jedoch nicht vergessen, dass Carl David af Wirsén nach einem Ideal strebte, das es bereits zu seinen Tagen auch nicht mehr annähernd gab, denn die Sprache war dabei sich zu verändern und der göttlich-königliche Glaube war am Schwinden, was der Autor nicht wahr haben wollte.

Auch wenn Carl David af Wirsén der vielleicht meist gehasste Poet Ende des 19. Jahrhunderts war, so darf man heute nicht vergessen, dass er in dieser Epoche auch der meist gelesene Poet des Landes war, der die dominante konservative Schicht des Landes berührte, für die, wie für af Wirsén, Poesie abgeschieden von der Realität sein musste und einen Weg in die absolute Reinheit und den inneren Frieden bietet, die es erlaubt abzuschalten und sich zu vergessen.

Copyright: Herbert Kårlin

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